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Später wurden sie allerdings bedeutend zahlreicher, sowohl durch 
eigene Fortpflanzung als auch durch Zuzug anderer Barbaren. 
Diese sowie die Alanen gingen vollständig in den Vandalen 
auf, nur nicht die Mauren. Mit diesen einigte sich Geiserich 
gütlich und machte nun, seit Valeutinian III. tot war (455), 
jedes Jahr mit Frühlingsanfang Streifzüge nach Sizilien und 
Italien, auf denen er alles vor sich her verwüstete, die Städte 
zum Teil ganz zerstörte, ihre Einwohner in die Sklaverei führte. 
Als das Land aber nichts mehr zu rauben und zu plündern bot, 
wandte er sich gegen das Ostreich und brandschatzte Jllyrien, den 
Peloponnes, fast ganz Griechenland und die benachbarten Inseln. 
Dann landete er wiederum auf Sizilien und Italien und plün¬ 
derte die Küsten, soweit sein Arm irgend reichte. Als er einst 
im Hafen von Karthago das Schiff bestieg und schon die Anker 
gelichtet wurden, soll ihn der Steuermann gefragt haben, gegen 
wen es diesmal gehe. „Gegen die, denen Gott zürnt,'" ant¬ 
wortete er. So fiel er ohne jeglichen Grund jeden an, wie es 
gerade kam. 
* * 
* 
Basiliskus, der im Jahre 468 von Byzanz aus gegen die 
Vandalen gesandt wurde, ankerte mit der ganzen Flotte vor einem 
Städtchen, 280 Stadien von Karthago entfernt, namens Mer- 
kurium — es befindet sich nämlich daselbst ein uralter Tempel 
Merkurs — und wenn er nicht aus bösem Willen dort geblieben, 
sondern gerade auf Karthago losgegangen wäre, so hätte er 
es im ersten Anlauf nehmen und die Vandalen, welche gar nicht 
zur Verteidigung gerüstet waren, überwältigen können: so sehr 
fürchtete Geiserich den Leo als einen nnbezwinglichen Kaiser. 
Es war ihm nämlich gemeldet worden, daß Sardinien und 
Tripolis schon genommen wären, und er sah die Flotte des 
Basiliskus, so groß wie noch niemals eine, soweit man davon 
Kunde hatte, von den Römern ausgerüstet war. Nun ver¬ 
hinderte dieses das Zaudern des Feldherrn, mochte es durch 
Feigheit oder durch Verrat veranlaßt sein. Des Basiliskus Zau¬ 
dern aber benutzte Geiserich folgendermaßen: er bemannte einen 
Teil der Schiffe mit seinen besten Leuten; andere, schnellsegelnde, 
hielt er unbemannt in Bereitschaft. Dann ordnete er eine Ge¬ 
sandtschaft an Basiliskus ab und bat um einen fünftägigen 
Waffenstillstand, um zu überlegen, wie er am besten dem Kaiser 
zu Willen sein könne. Man sagt, er habe den Gesandten viel 
Gold mit auf den Weg gegeben, ohne daß davon im Heer des 
Basiliskus etwas laut wurde, und so den Waffenstillstand erkauft.
	        
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