— 82 —
Später wurden sie allerdings bedeutend zahlreicher, sowohl durch
eigene Fortpflanzung als auch durch Zuzug anderer Barbaren.
Diese sowie die Alanen gingen vollständig in den Vandalen
auf, nur nicht die Mauren. Mit diesen einigte sich Geiserich
gütlich und machte nun, seit Valeutinian III. tot war (455),
jedes Jahr mit Frühlingsanfang Streifzüge nach Sizilien und
Italien, auf denen er alles vor sich her verwüstete, die Städte
zum Teil ganz zerstörte, ihre Einwohner in die Sklaverei führte.
Als das Land aber nichts mehr zu rauben und zu plündern bot,
wandte er sich gegen das Ostreich und brandschatzte Jllyrien, den
Peloponnes, fast ganz Griechenland und die benachbarten Inseln.
Dann landete er wiederum auf Sizilien und Italien und plün¬
derte die Küsten, soweit sein Arm irgend reichte. Als er einst
im Hafen von Karthago das Schiff bestieg und schon die Anker
gelichtet wurden, soll ihn der Steuermann gefragt haben, gegen
wen es diesmal gehe. „Gegen die, denen Gott zürnt,'" ant¬
wortete er. So fiel er ohne jeglichen Grund jeden an, wie es
gerade kam.
* *
*
Basiliskus, der im Jahre 468 von Byzanz aus gegen die
Vandalen gesandt wurde, ankerte mit der ganzen Flotte vor einem
Städtchen, 280 Stadien von Karthago entfernt, namens Mer-
kurium — es befindet sich nämlich daselbst ein uralter Tempel
Merkurs — und wenn er nicht aus bösem Willen dort geblieben,
sondern gerade auf Karthago losgegangen wäre, so hätte er
es im ersten Anlauf nehmen und die Vandalen, welche gar nicht
zur Verteidigung gerüstet waren, überwältigen können: so sehr
fürchtete Geiserich den Leo als einen nnbezwinglichen Kaiser.
Es war ihm nämlich gemeldet worden, daß Sardinien und
Tripolis schon genommen wären, und er sah die Flotte des
Basiliskus, so groß wie noch niemals eine, soweit man davon
Kunde hatte, von den Römern ausgerüstet war. Nun ver¬
hinderte dieses das Zaudern des Feldherrn, mochte es durch
Feigheit oder durch Verrat veranlaßt sein. Des Basiliskus Zau¬
dern aber benutzte Geiserich folgendermaßen: er bemannte einen
Teil der Schiffe mit seinen besten Leuten; andere, schnellsegelnde,
hielt er unbemannt in Bereitschaft. Dann ordnete er eine Ge¬
sandtschaft an Basiliskus ab und bat um einen fünftägigen
Waffenstillstand, um zu überlegen, wie er am besten dem Kaiser
zu Willen sein könne. Man sagt, er habe den Gesandten viel
Gold mit auf den Weg gegeben, ohne daß davon im Heer des
Basiliskus etwas laut wurde, und so den Waffenstillstand erkauft.