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sichte des Verschmähten. „Was bedeutet es", rief er, „daß
man mich hier empfängt wie einen Geächteten? Ist es denn
wahr, daß sich alles gegen mich verschworen, um mir die
Heimkehr zu verleiden?"
Mit höhnischem Bedauern zuckte Magnus die Schul¬
tern. „Du wirst es wohl selber wissen, warum man
Dich so empfängt", erwiderte er. „Wenn Dir der Be¬
fehl des Vaters so wenig gilt, daß Du ohne sein Wollen
ynd Wissen den Ort verlässest, wohin er Dich gestellt,
wenn Du Dich sogar zum Beschützer solcher Menschen
auswirft, die von der heiligen Kirche ausgeschlossen sind
aus ihrer Gemeinschaft, so kannst Du füglich keinen
andern Empfang erwarten. Der Vater zürnt heftig, und
er zürnt mit Recht; und wenn ich Dir raten soll, so
tritt nicht vor ihn hin. Ich stehe nicht dafür, daß er
sich in seinem Zorne nicht vergißt und Dir die Züchtigung
erteilt, die Du durch Dein Verhalten verdient hast."
Empört über diese lieblosen Worte wollte Julius
auffahren, aber er bezwang sich. „Ich danke Dir für
Deinen Rat", sagte er bitter zu seinem Bruder; „ich
werde denselben aber nicht befolgen. Noch in dieser
Stunde will ich hintreten vor den Vater, denn ich kann
und will es nicht glauben, daß er so gegen mich gesinnt
ist, wie Du sagst. Ein Pfaffe will ich nicht werden; ich
bin ein Ritter so gut wie einer, und es kommt die Zeit,
wo ich es beweisen werde."
Höhnisch lachte Magnus auf. Er maß den Bruder
vom Kopf bis zu den Füßen mit spöttischen Blicken und
sagte: „Du ein Ritter? O es wäre herrlich bestellt um
unser Land, wenn viele solcher trefflichen Ritter im
Dienste des Herzogs ständen — eine treffliche Stütze für
den Thron! Nein, den Gedanken schlage Dir aus dem
Sinne. Wenn Du kein Priester werden willst, so bleibt
Dir keine andere Wahl, als zu den Weibern zu gehen
und mit ihnen Wolle zu spinnen".
Hohnlachend wollte er sich entfernen, aber Julius
vertrat ihm den Weg. Sein Gesicht war plötzlich leichen¬
blaß geworden, seine Lippen zuckten, seine Augen schienen