Die Neuordnung der Mittelmeerwelt in der Zeit vom 5. bis zum 9. Jahrhundert. 53
als etwa die Westgoten zu den Provinzialen Spaniens, so trat er ihnen
durch seinen Ü'bertritt zur katholischen Kirche noch näher. Neben
persönlichen Gründen haben ihn auch politische Erwägungen bei diesem
Schritte geleitet. Er mußte wünschen, die reichen und mächtigen Bischöfe
der gallischen Kirche zu gewinnen, und erwarb sich die Gunst der
römischen Bewohner Galliens südlich der Loire, die unter der Herrschaft
der arianischen Burgunder und Westgotenkönige standen. Den äußeren
Anstoß zu seinem Übertritt gab die Schlacht gegen die Alamannen. In
Gefahr, besiegt zu werden, soll er das Gelöbnis getan haben, sich taufen
zu lassen, wenn ihm der Gott seiner Gemahlin, die Christin war, den
Sieg verleihen werde. Nach gewonnener Schlacht wurde er von dem
Bischof Remigius von Reims unterwiesen und getauft.
Taufende seines Volks folgten ihm. Der Papst beglückwünschte ihn;
er war der erste germanische König, der das katholische Bekenntnis
annahm.
Unter Chlodowechs Söhnen wurde der Rest des westgotischen
Landes in Gallien und Burgund erobert, auch Thüringen und
Bayern unterworfen.
Im Frankenreiche bestand die Gewohnheit, nach dem Tode des Königs
das Land unter dessen Söhne zu teilen. Deshalb ist das Frankenreich
bis zum Ende des 7. Jahrhunderts nur zweimal in einer Hand vereint
worden. Bei den späteren Teilungen sonderte sich gewöhnlich der ger-
manische Osten, Austrasien, von dem romanischen Westen, Neu-
strien, und von beiden Burgund als selbständiges Reich. Den unter-
worsenen Stämmen, z. B. Bayern und Thüringern u. a., wurde es leicht,
sich wieder zu befreien.
Die Zeit der Merowinger war von Kriegen der Könige unterein-
ander oder von Aufständen der Großen gegen sie stürmisch bewegt. Die
fränkische Kirche, in der sich früh Germanen als Bischöse fanden, ver-
wilderte, das Leben der Vornehmen zeigte häufig Greuel und Ent-
artung. Bei den Mitgliedern des Königshauses verfiel bald die persönliche
Tüchtigkeit.
§ 30. Innere Zustände. Die Herrschaft der Frankenkönige reichte
vom Atlantischen Meere bis etwa zum Böhmerwalde, sie berührte in der
Provence das Mittelmeer und zwischen der Halbinsel Cotentin und den
Rheinmündungen die Küste des Kanals.
In der Bevölkerung überwogen im Westen die Keltorömer,
denen verhältnismäßig nur wenig Westgoten, Burgunder und Franken
beigemengt war, dagegen waren die östlichen Stämme, Franken, Ala-
mannen, Bayern und Thüringer, unvermischt germanisch. Das Gefühl der
Zusammengehörigkeit und Zugehörigkeit zu einem Ganzen bestand nicht.
Neben den nationalen gab es wirtschaftliche Gegensätze. Im
Westen herrschte die Geldwirtschaft, der Osten kannte nur die Natural-