262
gegangen und hatte hier und da schon Stücke von Griechenland an
sich gerissen. Sultan Murad machte Adrianopel zur Residenz (1360).
Man erschrak in ganz Europa über die nahende Gefahr, und in
der Tat waren die Türken damals so kriegerisch und zugleich so
eroberungssüchtig, daß das schlimmste zu befürchten war. Vergebens
bat der griechische Kaiser (Johannes) die Fürsten des Abendlandes
namentlich den Papst (Urban V.) um Hilfe. Dieser erbot sich dazu,
wenn die Griechen sich der römischen Kirche unterwerfen wollten.
In seiner Angst war zwar der Kaiser dazu bereit; aber das grie¬
chische Volk mißbilligte seine Bereitwilligkeit, und so ließ sich auch der
Papst nicht erweichen. Damals war in Ungarn Sigismund König.
Da sein Reich zunächst durch die Türken bedroht war, sammelte
Sigismund ein Heer und zog gegen sie Zu Felde. Er erlitt aber in der
Schlacht bei Nikopolis (1396) eiue fürchterliche Niederlage. Dieser
Sieg hätte den Türken Ungarn und viele europäische Länder geöffnet,
hätten sie nicht auf einer anderen Seite Beschäftigung erhalten. Un¬
ter den Mongolen war ein neuer großer Eroberer aufgestanden.
Timur, das war fein Name, unterwarf sich einen großen Teil
Asiens, selbst Hindostan, und wandte sich nun gegen die Türken in
Kleinasien. Da kam es 1402 zu einer großen Schlacht bei
Angora. Die Türken unterlagen; ihr Sultan Bajesid wurde ge¬
fangen und von dem wilden Timur auf Lebenszeit in einen eisernen
Käsig gesperrt.
Zum Schrecken Europas erholten sich aber die Türken bald
wieder, als die Mongolen abgezogen waren. Darum ließ der Papst
(Eugen IV.) einen Kreuzzug gegen sie predigen. Er schickte dazu
den Kardinal Julian Cesarino in Europa umher. Aber ehe
dieser seine Rundreise vollendet hatte, brachen die Türken unter Murad
II. in Ungarn ein. Ihnen entgegen zog der tapfere Woiwode von
Siebenbürgen Johann Corvinus Hunyades; er traf sie in
Siebenbürgen, schlug sie und gewährte dem Sultan, der ihn darum
anging, einen Frieden von 10 Jahren, der von Eorvin und Wla-
dislaw, dem Könige von Polen und Ungarn, beschworen wurde.
Aber dem Papste war dieser Friede nicht recht; mit der in jener
Zeit nicht seltenen Gewissenlosigkeit, befahl er Julian, dem Könige