Full text: Geschichte des Mittelalters (Teil 2)

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Mit der Gefangennahme des Kaisers war nun auch Mexikos 
Schicksal entschieden (1521). Tie unglückliche Stadt war größten¬ 
teils abgebrannt, uud ganze Haufen von Leichen lagen umher, die 
man erst verbrennen mußte. Dann wurde die Stadt ausgeplündert. 
Übrigens fanden sich die Spanier in der Erwartung großer Schätze 
sehr getäuscht, und es ging daher das Gerücht, die Mexikaner hätten 
ihre Schätze in den See versenkt. Cortez befahl daher, den ge¬ 
fangenen Guatimozin und dessen ersten Minister auf die Folter zu 
legen; die dazu bestellten Spanier übertrieben die Grausamkeit noch 
und legten beide auf einen Rost mit glühenden Kohlen. Guatimozin 
erduldete die Pein mit festem Mute, und als der andere, von den 
Qualen überwältigt, einen Schrei des Schmerzes ausstieß, verwies 
es ihm der Kaiser und rief: „Liege ich denn auf Rosen?" Zum 
Glück kam Cortez hinzu und ließ ihn herunternehmen. 
Während Cortez sich noch ganz der Freude über seine Eroberung 
überließ, erschien plötzlich ein spanisches Schiff, dessen Befehlshaber 
Ton .Lapia, einen königlichen Befehl mitbrachte, Cortez zu ent¬ 
setzen und als Verbrecher zur Verantwortung zu ziehen. Ein schöner 
Dank für alle ausgestandenen Gefahren! Zum Glück für Cortez 
war diefer Dort Tapia ein schwacher Mann, den jener durch Höf¬ 
lichkeit so verwirrt machte, daß er sich bald wieder einschiffte und 
in Cuba erzählte, Cortez sei kein Empörer, sondern der gehorsamste 
Ilten sch von der Welt. Nun wandte sich Cortez unmittelbar an 
Kaiser Karl V. selbst und bat um die Statthalterschaft von Mexiko, 
die er wahrlich reichlich verdient hatte. Das erkannte Karl und 
erteilte sie ihm, worüber sich der gehässige Velasqnez, der alles 
Aufgeboten hatte, Cortez zu verleumden, zu Tode ärgerte. Cortez 
arbeitete nun unermiidet an dem Wiederaufbau der Hauptstadt und 
der Einrichtung des Landes. Er verteilte dieses an seine Offiziere 
und Soldaten, und jeder erhielt eine Anzahl von Eingeborenen als 
Sklaven. Diefe armen Leute, die zum Teil den Spaniern so treu 
geholfen hatten, Mexiko zu bezwingen, wurden nun mit Undank be¬ 
lohnt. Dann und wann versuchten sie wohl das Joch der Sklaverei 
abzuschütteln; aber mit der größten Härte wurden sie schnell wieder 
unterworfen. Lo wurden einmal aus Cortez' Befehl zu gleicher
	        
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