Anmerkungen.
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deutsch-nationalen Sinne tätig, weshalb er auch aus dem hessischen
Dienste entlassen wurde. Er war nicht gerade ein glänzender Redner,
fand aber meist den glücklichsten Ausdruck für das nationale (Befühl.
Der daraus entspringenden allgemeinen Beliebtheit verdankte er auch
1848 die Wahl zum Vorsitzenden des Frankfurter Parlamentes und
bald darnach zum Präsidenten des Reichsministeriums. Seine parla¬
mentarische Schulung wie sein maßvoller Liberalismus machten ihn
zum geeigneten Vermittler zwischen den Parteien, ebenso wie er
auch eine vermittelnde Richtung zwischen Groß- und Kleindeutfchen
behauptete. (Er hielt bis 1859 fest an der Überzeugung von der
historischen Mission Preußens, einen engen Bund mit den deutschen
Staaten zu begründen; aber ebenso war er fest davon überzeugt,
daß dieses Deutsche Reich im engsten Bündnis mit Österreich stehen
müsse, um dieses in der Durchführung seiner deutschen Mission zu
unterstützen, von diesem politischen Standpunkte aus griff er auch
am 20. März 1849 in die Debatte ein. Der Ausschuß des Parla¬
mentes hatte einen Verfassungsentwurf eingereicht (unverantwort¬
licher Kaiser mit verantwortlichen Ministern, Vertreter der Re¬
gierungen im Staatenhaus und Abgeordnete, die aus allgemeinen
Wahlen hervorgehen sollten, im Volkshaus), bei der unverkennbar
eine preußische Spitze vorausgesetzt wurde, so daß Großdeutsche und
Klerikale, um einen etwaigen Ausschluß Österreichs besorgt, im
Bunde mit den radikalen Demokraten ihn bekämpften. Der vor¬
liegenden eindrucksvollen Rede ©agerns war es mit zu verdanken,
daß die Reichsverfassung am 28. März 1849 angenommen wurde-
Aber Heinrich von (Bagern mußte das ergebnislose Lnde des Parla¬
mentes und der preußischen Unionsbestrebungen erleben. Trotz
allem verzweifelte er nicht an Preußens Aufgabe, bis dieses 1859
Österreich im Krieg gegen Sardinien nicht beisprang. Da gab er
feine Hoffnungen auf Preußen auf, das nach feiner Meinung seine
Pflichten gegen Österreich und Deutschland vergessen hatte, und
rechnete vielmehr auf Österreich, wo eben Rechberg eine liberale
Periode eröffnete und ein Deutsches Reich plante, das Deutsch-Öster-
reich mit umfaßte. Daher trat (Bagern in Gegensatz zu Bismarck,
der in Wahrnehmung rein preußischer Interessen auf Rechbergs
Pläne eines harmonischen Zusammenwirkens Preußens und Öster¬
reichs, nicht einging. Auch die Einigung Deutschlands 1871 ge¬
fiel ihm nicht besonders, weil der preußische Militärstaat und seine
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