Full text: Von der Restauration zur Reichsgründung (Bd. 2)

Anmerkungen. 
173 
deutsch-nationalen Sinne tätig, weshalb er auch aus dem hessischen 
Dienste entlassen wurde. Er war nicht gerade ein glänzender Redner, 
fand aber meist den glücklichsten Ausdruck für das nationale (Befühl. 
Der daraus entspringenden allgemeinen Beliebtheit verdankte er auch 
1848 die Wahl zum Vorsitzenden des Frankfurter Parlamentes und 
bald darnach zum Präsidenten des Reichsministeriums. Seine parla¬ 
mentarische Schulung wie sein maßvoller Liberalismus machten ihn 
zum geeigneten Vermittler zwischen den Parteien, ebenso wie er 
auch eine vermittelnde Richtung zwischen Groß- und Kleindeutfchen 
behauptete. (Er hielt bis 1859 fest an der Überzeugung von der 
historischen Mission Preußens, einen engen Bund mit den deutschen 
Staaten zu begründen; aber ebenso war er fest davon überzeugt, 
daß dieses Deutsche Reich im engsten Bündnis mit Österreich stehen 
müsse, um dieses in der Durchführung seiner deutschen Mission zu 
unterstützen, von diesem politischen Standpunkte aus griff er auch 
am 20. März 1849 in die Debatte ein. Der Ausschuß des Parla¬ 
mentes hatte einen Verfassungsentwurf eingereicht (unverantwort¬ 
licher Kaiser mit verantwortlichen Ministern, Vertreter der Re¬ 
gierungen im Staatenhaus und Abgeordnete, die aus allgemeinen 
Wahlen hervorgehen sollten, im Volkshaus), bei der unverkennbar 
eine preußische Spitze vorausgesetzt wurde, so daß Großdeutsche und 
Klerikale, um einen etwaigen Ausschluß Österreichs besorgt, im 
Bunde mit den radikalen Demokraten ihn bekämpften. Der vor¬ 
liegenden eindrucksvollen Rede ©agerns war es mit zu verdanken, 
daß die Reichsverfassung am 28. März 1849 angenommen wurde- 
Aber Heinrich von (Bagern mußte das ergebnislose Lnde des Parla¬ 
mentes und der preußischen Unionsbestrebungen erleben. Trotz 
allem verzweifelte er nicht an Preußens Aufgabe, bis dieses 1859 
Österreich im Krieg gegen Sardinien nicht beisprang. Da gab er 
feine Hoffnungen auf Preußen auf, das nach feiner Meinung seine 
Pflichten gegen Österreich und Deutschland vergessen hatte, und 
rechnete vielmehr auf Österreich, wo eben Rechberg eine liberale 
Periode eröffnete und ein Deutsches Reich plante, das Deutsch-Öster- 
reich mit umfaßte. Daher trat (Bagern in Gegensatz zu Bismarck, 
der in Wahrnehmung rein preußischer Interessen auf Rechbergs 
Pläne eines harmonischen Zusammenwirkens Preußens und Öster¬ 
reichs, nicht einging. Auch die Einigung Deutschlands 1871 ge¬ 
fiel ihm nicht besonders, weil der preußische Militärstaat und seine 
Geor9 -ckerWnst/tirt 
" !nie: atfonale 
Sc! - ' Forschung 
■-sä u n s ch v/e i" g 
Schu/buchbibliothfli
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.