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Eines ber schlichtesten Kreuze bes Totengartens bezeichnet bas Grab 
Johann Georg Jacobis. Auch er war viele Jahre Lehrer an Freiburgs 
Hoher Schule, unb er gehörte zu ben gefeiertsten Dichtern seiner Zeit. 
Studenten trugen au einem stillen Januartag bes Jahres 1814 seinen 
Sarg zum Friedhof; voran schritt ein Mädchenchor uub saug ein Gebicht 
bes entschlafenen Sängers, sein Aschermittwochslieb, worin es heißt: 
Was geboren ist aus Erben, 
muß zu Erb' uub Asche werben. 
Es befanben sich aber gerabe bamals bie Herrscher von Preußen, 
Österreich unb Rnßlanb in Freiburgs Mauern, um als Verbündete von 
hier aus ben Krieg gegen Frankreich zu leiten, nachbetn Napoleon ber Erste 
enblich vom deutschen Boben vertrieben war. Der Preußenkönig Friedrich 
Wilhelm der Dritte, ber Vater unsres Helbenkaisers Wilhelm bes Ersten, stand 
auf beut Söller seines Wohnhauses, als Jacobis Leiche vorübergetrageu 
warb. Voller Teilnahme senkte ba ber Fürst vor betn Dichtersarg seinen 
Degen. Das Zeichen aber, worunter ber Sänger ruht, ist bas Eiserne 
Kreuz ber Freiheitskriege. Der Greis bürste noch bie Erhebung bes 
Vaterlandes im Jahre 1813 schauen, unb zu seinen Freunbcrt sagte er: 
„Gern will ich nun sterben, benn ich sterbe als freier Deutscher." 
Nur wenige Schritte vom Friebhofausgang bei ber lutherischen 
Kirche trifft man bie Ruhestätte Ehristian Wenzingers. Der kam 
1710 als Sohn eines Müllers im breisgauischeu Dorfe Ehrenstetten zur 
Welt unb hinterließ bas Anbenken eines hervorragenben Bildners, Malers 
und Baumeisters, aber auch eines Wohltäters von großer Herzensgute. 
Das Hans, worin Wenzinger als Ehrenbürger und Ehrenrat viele Jahre 
gelebt hat, und worin er als Greis von 87 Jahren starb, steht noch an 
der Südseite des Münsterplatzes, bewuubert von allen Kunstkennern; es 
heißt zum schönen Eck. 
Auch ein anderer Fürsorger für Arme und Leibeube, Heinrich 
Sautier, schlummert in biesem Gottesgarten. 
Manchem gewährt bie Vaterstadt bas Grab, wie es ihm ben ersten 
Lebensboben gewährte. Vielen aber ist versagt, in heimatlicher Erbe zu 
ruhen. So siehst bn, ein wenig abseits ber Michaelskapelle, bas Grab 
eines französischen Kriegsmannes, bes Herrn von Mirabeau, ber im 
Jahre 1792 zu Freiburg ein abenteuerliches Leben beschloß. Ein befonberes 
Denkmal wieber ist ben Söhnen Freiburgs geweiht, bie im Kriege gegen 
Frankreich 1870/71 verwuubet würben unb in Freiburg starben. All¬ 
jährlich am Allerheiligenlage halten hier bie Militärvereine eine ernste 
Gebächtnisseier. Dann sinb aber auch bie anderen Gräber zum großen 
Totenfeste reich geschmückt mit Kränzen und Herbstblüten. Denn so mächtig 
der Tod ist — mächtiger ist dennoch bie Liebe. 
So mancher, bes lauten Stabtlebens müde, flüchtet sich auf eine 
Weile zu biesem freuublicheu Toteuhaiu uub seinen heiligen Schatten. 
Oft stießt das scheidende Sonnenlicht über das alte Mauerwerk herein,
	        
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