— 110 — 
wie vor. Darbei er hat merken können, daß es des Bergs und des 
Grunds Schuld sei, und hat solches in einer Geheim bei ihm behalten und 
damit von Tag zu Tag an demselbigen Ort Kohlen gebrannt und ein 
großen Schatz Silbers damit zusammenbracht. Nun hat es sich in solcher 
Zeit begeben, daß ein Künig vertrieben ward vom Reich und floh auf den 
Berg im Breisgau, genannt der Kaiserstuhl, mit Weib und mit Kindern und 
allem sein Gesind und leid da gar viel Armut mit den Seinen. Nun ließ 
er darnach ausrufen, wer der wäre, der ihm Hilf wollt tun, damit er wie¬ 
der zum Reich möcht kommen, dem wollt er ein Tochter geben und ihn 
zu einem Herzogen machen. Da nun das der vorgenannt Köhler vernahm, 
da fügte es sich, daß er mit etlicher Bürde Silbers zu dem Künig sich 
fügte und an ihm begehret, daß er sein Sohn wollt werden und daß er 
ihm sein Tochter wollt geben und darzu das Land und die Gegene, do 
dann itzt Zähringen das Schloß und die Stadt Freiburg steht, so wollt er 
ihm ein solchen Schatz von Silber geben und überliefern, damit er wohl 
das Reich wieder gewinnen und überkommen kunnt. Do nun der Künig 
solches verstund, verwilliget er darein und tät, wie er versprochen hatt’ 
und gab dem Köhler, den er zum Sohn annahm, die Tochter zu der Ehe 
und die Gegene des Lands darzu, wie er das begeret hatt’. Da hub der 
Sohn an und ließ das Erz schmelzen und überkam groß Gut damit und 
bauet Zähringen und das Schloß. Do macht ihn der römische Künig, sein 
Schwäher, zu einem Herzogen zu Zähringen und nannt ihn ein Herzogen 
von Zähringen. Darnach bauet er die Stadt Freiburg im Breisgau und 
andere umliegende Städt und Schlösser mehr. Und da er nun also mächtig 
ward und an Gut, Ehr und Gewalt freundlich zunahm, do hub er an und 
ward zu einem großen Tyrannen und gebot seinem eigen Koch, daß er 
ihm sollt einen jungen Knaben braten und zurüsten, dann er wollt ver¬ 
suchen, wie gut das Menschenfleisch zu essen wäre; welches ihme der 
Koch vollbracht, nach des Herren Befelch und Willen. Und da der Knab 
gebraten war und man ihn zu Tisch bracht dem Herren und er ihn sah vor 
ihm stehen, so fiel ein solcher großer Schreck und Furcht in den Herren, daß 
er darum große Reu und Leid um die Sünde, die er vollbracht hatt’, über¬ 
kam und ließ für solche Sünde zwei Klöster bauen, mit Namen das ein zu 
St. Trudbert und das ander zu St. Peter auf dem Schwarzwald, damit daß 
ihm Gott der Herr die groß Tyrannei und Sünd, die er begangen hatt’, 
verzeihen und vergeben sollt und Barmherzigkeit erzeigen, damit er nicht 
ewig Pein leiden müßt.“ 
In dieser Sage sind Taten und Eigenschaften von verschiedenen 
Zähringern, vom Vater des (1024 gest.) Grafen Birchtilo an bis zu dem 
letzten, Bertold V. (gest. 1218), verschmolzen, wie vor allem ihr Bergwerks¬ 
betrieb auf Silber und ihr Emporkommen, sodann Bertolds V. Nachahmen 
Dietrichs von Bern. Die Erbauung der Burg Zähringen geht auf Herzog 
Bertold II. zurück und zwar in die Zeit seiner Verheiratung (nach Ostern 
1079) mit Agnes, der Tochter des Gegenkönigs Rudolf von Rheinfelden 
(1077—80). Berthold wohnte nicht lange auf Zähringen, sondern zog bald
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.