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Zuchtlosigkeit und Verwilderung der Sitten allmählich in erschreckendem 
Maße verbreitet, Streitsucht, Händel und Unbotmäßigkeit waren an der 
Tagesordnung. Noch lange dauerte es, bis wirklich Ruhe und Friede 
zurückkehrte. 
Möge Gott für alle Zukunft unsere Heimatstadt und unser liebes, 
deutsches Vaterland vor ähnlichen Schreckenszeiten bewahren! 
Hermann Mayer. 
20. Drei Kirchlein unter einem Dach auf dem Eorettoberg. 
In den -tagen des 3. bis 5. August 1644 tobte am Schönberg 
und Lorettoberg eine der fürchterlichsten Schlachten des dreißigjährigen 
Krieges. Die Bayern unter dem tapferen Feldmarschall Franz von Mercy 
kämpften gegen die weit zahlreicheren Truppen der Franzosen. Während 
des heißen Schlachtgetümmels gelobte der Freiburger Bürger und Zunft- 
obermeister Christoph Mang, er wolle der Mutter Gottes ein Kirchleiu 
auf der Statte des Kampfes errichten, wenn die Stadt ans diesen Drang¬ 
salen glückliä) errettet werde. Und er fand Erhörung. Nach hartem 
Kampfe mußten die Franzosen weichen. 
Bereitwillig stifMe Mang eine größere Geldsumme zur Ausführung 
seines Verbrechens. Sein Freund, der Freiburger Kapuziner Schächtelin, 
durch dessen Bemühungen auch die Gebeine des Hl. Stadtpatrons Alexander 
aus den Katakomben in Rom nach Freiburg verbracht wurden, mad)te den 
Vorschlag, die Kapelle nach dem Vorbild der Kirche in Loretto zu erstellen. 
Dieser Gedanke fand begeisterte Zustimmung in der Einwohnerschaft, und 
alle wollten zu dem guten Werke beitragen. Die Wohlhabenden spendeten 
Geld, die ärmeren Leute leisteten Handarbeit. Zunächst wurde der Berg 
abgetragen und ein ebener Platz geschaffen. Am Josephstag 1657 wurde 
feierlich der Grundstein zum Gotteshaus gelegt, und bereits am 20. Oktober 
desselben Jahres konnte die Einweihung der drei Kirchlein unter 
einem Dach erfolgen, die der Mutter Gottes, der hl. Mutter Anna 
und dem hl. Joseph gewidmet sind. Die Jahreszahl 1657 ist noch über 
dem Osteiugang zu sehen. 
Hundert Jahre nach der Stiftung des Kirchleins, im Jahre 1744, 
wurde Freiburg wieder von den Franzosen belagert. König Ludwig XV. 
sah am 20. Oktober 1744 mit seinem Stabe vom Lorettoberg ans der 
Beschießung der Stadt zu. Er stand in der Tür zur Kapelle, als plötzlich 
eine Kanonenkugel dicht über seinem Haupte in die Mauer sthlug. Da 
drohte der König, er werde das Münster zerschießen lassen, wenn man 
seinen Standpunkt weiter gefährde. Daraufhin gaben dann die deutschen 
Kanoniere auf dem Schloßberg ihren Geschossen eine andere Richtung. 
Zum Andenken ist in die Wand der Kapelle eine Kanonenkugel mit 
der Jahreszahl 1744 eingemauert H,
	        
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