Kaisersehnen. 
Doch neben diesen, die des Weltgeists Weben 
vom Aste schüttelt mif gewalfger Krass, 
sehn wir ans Lichf auch andre Triebe streben, 
helläugig, freudig, voll von jungem Sasf. 
£> welch ein Sprossen, welch ein reich Enfsalfen! 
D welch ein Drang in als und neuem Holz! 
Wie manche Knospe sahn auch wir sich spalten,! 
wie manche platzen, laus und voll und stolz! 
Der Knospe Deutschland auch. Goss sei gepriesen, 
regf sich's im Schoß. Dem Bersten scheint sie nah, 
frisch, wie sie Hermann auf den Weserwiesen, 
frisch, wie sie Luther von der Wartburg sah. 
Ein alter Trieb, doch immer mutig keimend, 
doch immer lechzend nach der Sonne Strahl, 
doch immer Frühling, immer Freiheit träumend: 
o wird die Knospe Blume nicht einmal? 
voller Kelch! — Da fern man nur nicht hütet, 
was frei und freudig sich entwickeln muß! 
Dafern man nicht, was die Natur gebietet, 
für Ranke nimmt und eitel wilden Schuß! 
Dafern man zusieht, das kein Meltau zehre 
tief an der Blätter edlem, zartem Kern! 
Dafern den Bast man wegwirft und die Schere! 
Dafern — ja nun, ich meine nur: dafern! 
Der du die Blumen auseinander faltest, 
o Hauch des Lenzes, weh auch uns heran! 
Der du der Völker heilge Knospen spaltest, 
o Hauch der Freiheit, weh auch diese an! 
In ihrem tiefsten, stillsten Heiligtums 
o küß sie auf zu Duft und Glanz und Schein! 
Herr Gott im Himmel, welche Wunderblume 
wird einst von allen dieses Deutschland sein! 
163
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.