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Inmitten dieser schweren und wichtigen Erwägungen des
Königs kommt eine sichere Meldung aus Rußland:
„An die auf Preußen losmarschierenden russischen
Truppen ist Gegenbefehl ergangen. Sie haben an der
Grenze Halt gemacht und sind zurückmarschiert. Es fehlt
an Rekruten für die Armee, an Matrosen für die Flotte
und an Getreide, die Magazine zu füllen zur Ernährung
des Heeres. Durch Krankheit und Fahnenflucht sind die
Reihen gelichtet. Die fehlenden Truppen müssen erst
ergänzt werden, auch bedarf die russische Regierung noch
einiger Monate der Ruhe, um die Einzelheiten der Aus¬
rüstung zu ordnen und zu vervollkommnen. Daher hat
der anfänglich auf das Jahr 1756 beabsichtigte Angriff
bis zum kommenden Frühjahr verschoben werden
müssen.,,
Welchen Wert hatte für Friedrich diese Nachricht?
Welchen Entschluß wird er nun fassen? ,,Nochist
Frankreich nicht ganz entschieden und wird bei der vor¬
gerückten Jahreszeit (Herbst) in diesem Jahre nicht im
Feld erscheinen, noch ist Rußland nicht zureichend ge¬
rüstet, ich werde mich auf Österreich stürzen und seine
militärische Aufstellung zertrümmern. Vielleicht gelingt
es mir, Österreich zu besiegen, vielleicht wird nach der
Niederwerfung meines vornehmsten Feindes den beiden
anderen Mächten der Mut vergehen, vielleicht kann ich
durch den Krieg meinem Lande den Frieden wiedergeben
und sichern, den die Anschläge der Feinde bedrohen.“
Zusammenfassung. Durch die Pläne und die
Rüstungen seiner Feinde gezwungen, entschließt sich
Friedrich der Große zum Kriege.
Also — meint ihr — wird der Krieg beginnen.
Der Krieg — welch furchtbarer Gedanke!
Auch Friedrich dachte gewiß daran, wie der Krieg den