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denn das würde dem lieben Gott, der die Blumen kleidet und die Vögel nährt,
sehr mißfallen. Auch uns zu Lieb gab Gott den Blumen die schönen Farben
und die erquickenden Wohlgerüche und den Vögeln den lieblichen Gesang.“
Allein einige böse Buben fingen an, die Nester auszunehmen und zu
ß zerstören. Die Vögel wurden dadurch verscheucht und zogen nach und nach
ganz aus der Gegend hinweg. Man hörte in den Gärten und auf der Flut
kein Vöglein mehr singen. Alles war ganz still und traurig.
Die Bosheit dieser Buben hatte aber noch eine andere traurige Folge.
Die schädlichen Raupen, die sonst von den Vögeln hinweggefangen wurden,
10 nahmen überhand und fraßen Blätter und Blülen ab. Die Baume standen
kahl da wie mitten im Winter, und die bösen Buben, die sonst köstliches Obst
im Überflusse zu verzehren hatten, bekamen nicht einen Apfel mehr zu essen.
Nimmst du den Vögeln Nest und Ei,
ist's mit Gesang und Obst vorbei.
Laß doch in Ruhe, liebes Kind,
die Tierchen, die unschädlich sind.
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149. Vogelschutz.
Mach Ruß.)
Daß die Singvögel in den deutschen Fluren und Wäldern sich immer
20 mehr verringern, kann niemand bezweifeln. Das ist für den Nalur- und
Verfreund betrübend, für den Land- und Forstwirt beunruhigend. Die
Verringerung der Singvögel hat mehrere Ursachen. Die Italiener fangen
alljährlich viele tausende der über die Alpen zu ihnen kommenden Zugvögel,
um dieselben zu verzehren. Dadurch, daß man bei uns die alten Bäume
herunterschlägt, die Sträucher und Hecken ausrodet, entzieht man den Vögeln
immer mehr die Gelegenheit zum Nisten. Endlich werden viele Nester aus—
geraubt und viele Vögel weggefangen, teils um in den Häusern aus Lieb—
haberei Vögel zu halten, teils aber auch aus bloßer Roheit.
Eine furchtbare Feindin aller Singvögel, welche sich in der Nähe des
80 Menschen ansiedeln, ist die Hauskatze. Es ist bekannt, daß die Katzen nur
zu gern das Umherstrolchen im Garten, Feld und Wald sich angewöhnen.
Eine solche Katze fängt Ratten und Mäuse in der Häuslichkeit dann nur noch
für den Notfall; dagegen wird sie für alle kleineren Vögel und deren Nester
geradezu furchtbar. Jeder eifrige Natur- und Tierfreund weiß dies und er⸗
schießt daher jede im Freien angetroffene Katze ohne Bedenken. Übrigens
giebt es ein vortreffliches Mittel, um die Hauskatze von dem Umhertreiben
abzuhalten; man schneidet ihr nämlich in der Jugend ein Ohrläppchen halb
ab, und der dann in das Ohr fallende Tau verleidet ihr das Umherfchleichen
zwischen Gras und Kraut gründlich.
10 Beinahe eben so großen Schaden an Vogelnestern und jungen Vögeln
verursachen die meisten kleinen Hunde, indem sie die Gebüsche durchstöbern
und die Vogelnester zerstören. Sodann verschlingen Raben, Elstern und andere
Raubvögel viele junge Vögel.
Zu den ärgsten Feinden der Singvögel gehören endlich auch noch die
ts großen und kleinen Buben, welche entweder aus Unart oder aus Roheit
Vonelnester aufsuchen und zerstören, oder um der leidigen Eiersammlungen