Full text: Der Große Kurfürst - Friedrich der Große (Bd. 1)

König Friedrich Wilhelm I. 
1713-1740. 
Nec soli cedit. 
1. Der Regierungsantritt Friedrich Wilhelms I. 
Jo H. Gust. Drvysen, Geschichte der preußischen Politik. 
4. Band, 2. Abt. Leipzig 1869. 
Es ist der Mühe wert, die ersten Maßregeln zn verfolgen, die König 
Friedrich Wilhelm ergriff. Es sind die eines Mannes, der weiß, daß die Erb¬ 
schaft, die auf ihn gekommen, auf dem Bankerott steht, und der alles daransetzt, 
ihm zuvorzukommen. Er begann mit dem Nächsten und Ärgsten. Er ließ sich 
gleich am ersten Tage die Etats der Gehalte, Naturalliefernngen, Pensionen 
u. s. w. der Hos- und Staatsbeamten vorlegen; sie ergaben die jährliche Summe 
vo 276 000 Thaleru. Eigenhändig schrieb er die Minderung der einzelnen 
Ansätze bei, die Summe ist ans 55 000 Thaler heruntergebracht; das Gehalt, 
das Geh. Rat v. Printzen neben andern Chargen als Schloßhauptmann bezog, 
wird von 1700 Thaler auf 400 Thaler gesetzt; der v. Schlippenbach behält von 
seinen 2000 Thalern als Oberschenk 800, verliert seine 1000 Thaler als 
Kammerherr u. s. w.; Hofchargen, die bisher für achtzehn Pferde Fourage be¬ 
kommen, werden auf sechs reduziert, die meisten Lieferungen der Art ganz ge¬ 
strichen: „Mein Vater hat soviel bewilligt, damit ihm alle Welt in die Cam¬ 
pagne folgen könne; ich streiche, damit jedermann in Berlin bleibe." 
Sodann die Feststellung des künftigen Hofstaates: bis zur Beisetzung der 
königlichen Leiche bleibt alles in Dienst; dann sind alle besoldeten Kammer¬ 
herren bis auf einen dienstthuenden, alle Kammerjunker verabschiedet, die Pagen, 
die Grand-Mousquetairs, die Schweizergarde, die Hofkapelle aufgehoben. Die 
sogenannte Tafel der Gräfinnen hört auf; die kostbaren Weine im Schloßkeller 
werden versteigert, über hundert Luxuspferde aus dem Marstall, Karossen und 
Sänften in großer Zahl verkauft. Aus den königlichen Lust- und Jagdschlössen: 
die silbernen Service, Möbel, Kandelaber, Kronleuchter — Hunderte von
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.