Hafen der himmlischen Ruhe, schon sehe ich die Spitzen und Höhen der himm¬
lischen Stadt; wenn ich wieder genäse, würde ich von neuem in das unruhige
Leben, in das ungestüme Meer voller Klippen zurückgetrieben."
Endlich war unter vielen Beschwerden Berlin erreicht. Im ganzen Lande
wurden Kirchengebete für die Landesmutter angeordnet. Ter Kurfürst gelobte,
wenn seine Gemahlin von diesem Lager wieder aufkommen würde, wolle er dem
Höchsten zum Tanke und ihr zu Ehren ein Armenhaus erbauen und es mit
6000 Reichsthalern jährlich ausstatten. Aber trotz aller heißen Gebete um die
Erhaltung ihres teuern Lebens nahm die Schwäche der Kranken von Tage zu
Tage überhand. Ter Kurfürst weichte selbst öfter bei ihr und tröstete sie mit
Schriftworten. Gerührt durch seine zärtliche Fürsorge äußerte sie: „Der Kur¬
fürst bricht mir mein Herz. er thut viel Treue an mir, Gott wolle es ihm
lohnen. Tie Liebe von Mann und Frau geht doch vor aller Freundesliebe!
Sonst fühle ich Gottes Gnade. Ich habe Gott gefürchtet und ihm gedient in
Schwachheit, doch von ganzem Herzen. Solches läßt mich Gott reichlich ge¬
nießen; ich habe reichen Trost in meinem Herzen."
Einige Tage vor ihrem Ende versammelte sie ihre Dienerschaft um sich,
banste allen für ihre Liebe und Treue, bat ihnen etwaige Beleidigung ab und
empfahl sie der Obhut Gottes und der Fürsorge des Gemahls.
Herzzerreißend war der Abschied von ihren Kindern, die ye bei ihrer
großen Leibesschwachheit auch seit ihrer Rückkehr nach Berlin nur selten hatte
sehen können. Mit Genehmigung des Kurfürsten übergab sie dieselben dem
treuen Schwerin mit der Bitte, sie fern vom Hofe in seinem einsamen Alt-
Landsberg zu erziehen, damit sie von ihren Studien nicht abgehalten und durch
die Verleitungen des Hofes nicht irre gemacht würden. Daraus entließ sie die¬
selben mit ihrem mütterlichen Segen.
Am 17. Juni 1667 fühlte Luise Henriette ihr Ende nahen. Als an diesem
Tage Hofprediger Stosch nachmittags 4 Uhr zu ihr kam, empfing sie ihn mit
den Worten: „Wie der Herr den Elias einen Sturm, ein Beben der Erde und
ein Feuer hat erfahren lassen, so ist es auch über mich ergangen. Nun hoffe
ich, es werde auch ein sanftes Sausen nachfolgen, und er werde mir mit Gnade
und Hilfe erscheinen." Tie folgende Nacht schien einige Linderung zu bringen.
Stosch, der au diesem Tage früher als sonst eintrat, betete zuerst um leibliche
Hilfe; aber als er fortfuhr, wenn Gott es anders beschlossen habe und ihr
statt des zeitlichen das ewige Leben darreichen wolle, möge er ihr ein gnädiger
und barmherziger Richter sein, da hob sie ihre gefalteten Hände höher und
betete inbrünstiger. Als sie nach einiger Stille die Augen wieder auffchlug,
fragte Stosch, ob sie der Gnade ihres Gottes gewiß sei, woraus sie mit einem
vernehmlichen „Ja" antwortete, die Hand des inzwischen herbeigeeilten Kur¬
fürsten ergriff und in die Kissen zurücksank. Ta nun der Tod eingetreten schien,
sagte Stosch zu dein tiefgebeugten Kurfürsten: „Ew. Durchlaucht haben zwar
eine treue Gemahlin verloren, deren Fürbitte und Gebet Ew. Durchlaucht wie