König Friedrich Milhelm II.
1786-1797.
Sincere et constanter.
1. König Friedrich Wilhelms I I. erste Aegierungsthaten.
Ernst Berner, Geschichte des preußischen Staates.
München und Berlin 1891.
Der Tod des Großen Königs führte seinen Neffen, den ältesten Sohn des
Prinzen Angnst Wilhelm, auf den Thron. Ritterlich, lebhaft und voller Ver¬
ständnis für den neuen deutschen Gedanken, der int Fürstenbunde zum Ausdruck
gekommen, war Friedrich Wilhelm II. entschlossen, diesen, an dessen Geburt er
einen wesentlichen Anteil genommen, nach Möglichkeit auszubilden. Je mehr
die Herbigkeit Friedrichs in den letzten Jahreu verletzt hatte, um so mehr war
Ls feinem Neffen Herzensbedürfnis, mit gewinnender Güte und menschlicher
Freundlichkeit jedermann zu begegnen. Je seltener Friedrich in den letzten
Jahren Hoffestlichkeiten veranstaltet hatte, um so zahlreicher strömte mau zu den
Festen, die nach der Mleguug der Trauer etwa mit der großen Neujahrs-
gratulation im Jahre 1787 ihren Anfang nahmen. Aber hinter der Güte
des Königs, die ihm den Beinamen des Vielgeliebten eintrug, trat der Gedauke,
daß der Staat hart feilt muß, weitn anders er sich und die Seinen behaupten
soll in dieser Welt der sich reibenden Kräfte, nur allzu sehr in den Hinter¬
grund. Tie Minister Friedrichs, den Grafen Finkenstein und den in den
Grafenstand erhobenen Ewald von Hertzberg, behielt der König zwar bei, aber
die scharfe königliche Leitung fiel fort, Differenzen machten sich bemerklich, und
der Hof redete in die Staatsgefchäfte hinein.
Vornehmlich gewann der Oberst von Bifchoffswerder und der einstige
Lehrer des Königs, W ö 11 n e v, durch die Betonung der religiösen und mysti¬
schen Dinge Einfluß auf die weiche und zu allem Übersinnlichen geneigte Seele
des Königs. Wöllner, an Stelle des hochbedettteitdeit von Zedlitz zum Justiz-
minister und als solcher zum Leiter des geistlichen Departements ernannt, glaubte
Meyer, Hoheiizollernbuch. II. Bd. 1