Full text: König Friedrich Wilhelm II. - König Friedrich Wilhelm IV. (Bd. 2)

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Stellung und brachte von hier aus eine feindliche Batterie ans den Sandbergen 
zum Schweigen. Aber es dauerte nicht lange. Ter Feind traf andere An¬ 
stalten und zwang durch überlegenes Feiler die preußischen Geschütze wieder 
abzufahren. 
Während nun vorn der Kampf wogte und der Kanonendonner trachte, 
gingen auch die Brigaden Horn und Hünerbein über die Brücken und bildeten 
jenseits dichte Heersäulen. Ter alte Obergeneral hatte sich ebenfalls bei guter 
Zeit eingefnndeu, hielt mit feinem Gefolge bei den Brücken, lies; die Truppen 
vorübermarschieren und ermunterte sie aus alle Weise durch trästige Anreden im 
populärsten Stile.*) 
Als Aork vom Prinzen von Mecklenburg die Meldung erhielt, daß er 
Wartenburg auch in der rechten Seite nicht angreifen könne, wohl aber eine 
Umgehung über Bleddin ausführbar sei. sobald ihm nur Verstärkungen, be¬ 
sonders Geschütz und Reiterei, zugehen würden, schickte er zwar Unterstützung, 
beschloß aber zugleich nach den Beobachtungen, die er selbst gemacht hatte, die 
Sache noch anders anzugreifen. Während Steinmetz fortfuhr, Wartenburg in 
der Front anzugreifen, sollte Oberst von Weltzien links davon mit zwei Ba¬ 
taillonen einen Angriff in der rechten Flanke des Feindes versuchen. ’iUoch 
weiter links — zwischen Weltzien und Prinz Karl — sollte General von Horn 
mit den verbleibenden acht Bataillonen seiner Brigade gegen den sogenannten 
Sauanger vorgehen. Mit richtigem Blick hatte York erkannt, daß hier trotz 
der großen natürlichen Hindernisse der schwächste Punkt der weit ausgedehnten 
feindlichen Verteidigungslinie war. Auf diesen Angriff wollte er deshalb das 
Hauptgewicht legen und ließ zur Unterstützung Horns noch die Brigade Hinter¬ 
bein heraninarschieren.**) 
*) Ein Vorfall, der auf die Schlacht bei Wartenburg Bezug hat und den der uachhenge 
Fürst und Feldmarschall selbst dem Dichter Fouque erzählte, aus dessen Mtiude ihn der 93ei 
sasscr hat, mag hier noch feine Stelle finden. Blücher erzählte ihn mit der Bemerkung: wie 
man zuweileu selbst „einen dummen Stretch" (Streich) machen könne. Ein Landwehrbataillon, 
welches bei Elster über die Brücke gehen sollte, sehr zerlumpt vorn bisherigen Feldzuge und 
nicht in der besten taktischen Ordnung, konnte mit dem Übergänge ans Mißverständnis ober 
zufälligen Ursachen nicht sogleich fertig werben. Ans der Stelle fuhr nun Blücher ans das¬ 
selbe los: „Ihr Sch zeug, Ihr scheint keenc Lust zu haben, da drüben anzubeißen, aber 
Euch soll das Donnenvetter regieren; wenn Ihr nicht fortmacht, las; if Feuer ns Euch geben.“ 
Das hatte die brauen Leute, arme schlesische Leineweber, bitter geflankt. Sie gingen drüben 
wacker daraus los und thaten vollauf ihre Schuldigkeit. Als nun am folgenden Tage der 
siegreiche Feldherr sich vor der Front der Truppen zeigte, jubelte ihm alles entgegen, nur bies 
Bataillon allein blieb stumm. Blücher fühlte, bas; eine Reparation notwendig war. Er 
wendete wieder zu dem Bataillon uni und sagte: „Aberft Kinder, seid doch tcene dumme 
Deuivels nich, uu globt, bat if bat gestern im Ernst gern een t habe; if weeß, bat Ihr alle 
ditchtige Kerls seid; if habe ja man gespaßt.“ Ein schallendes Hurra und unmäßiger Jubel 
war dann die Antwort. 
**) Mirns, Das Treffen bei Wartenburg. Berlin 1803.
	        
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