Full text: König Friedrich Wilhelm II. - König Friedrich Wilhelm IV. (Bd. 2)

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vollbrachten ihre unerschrockenen Krieger auch bald. Ter Prinz von Hessen- 
Homburg, -— wieder einer aus diesem tapfern Fürsteugeschlechte, —- stürmte 
mit Preußen gegen das Hinterthor, Beunigsen gegen das Grimmaische Thor, 
Laugerou gegen das Hallische. Auch zu deu Seiten drangen die Kämpsenden 
in die Gärten ein; aber die Franzosen und Polen verteidigten jedeu Schritt, 
jedes Gartenhaus und jede Hecke mußte erobert werden, und noch einmal floß 
viel Blnt. Allein der Sieg konnte nun nicht mehr zweifelhaft sein. Halb 
zwölf Uhr drangen die ersten Preußen in die Stadt ein uud der tiefe Hörner¬ 
klang der pommerschen Schützen ertönte durch die Gassen. Das war den be¬ 
täubten, ängstlich harrenden Einwohnern ein herrlicher deutscher Klang. Tie 
verschlossenen Thüren öffneten sich, und noch in das Schießen hinein weheten 
die weißen Tücher zum Freudengruß aus den Fenstern. 
Um diese selbe Zeit wurde plötzlich die einzige Brücke, welche an der an¬ 
dern Seite der Stadt den Franzosen zur Rettung diente, über den Elster- 
Mühlengraben, in die Luft gesprengt; — es ist nicht entschieden, ob auf 9t 
voleons Befehl, indem er den Feind an der Verfolgung verhindern wollte, oder 
durch Furchtsamkeit und Voreiligkeit eines Feuerwerkers, wie der französische 
Bericht angiebt, der dort zur Wache aufgestellt war. Alle aber, die sich noch aus 
dem Wege zu dieser Rettungsbrücke hindrängten, stießen einen Schrei des Ent¬ 
setzens ans und zerstreuten sich nach allen Seiten, um noch einen Ausweg zu 
finden. Es war keiner mehr. Viele stürzten sich aus Verzweiflung in die 
Elster, um hindurch zu schwimmen, allein sie kamen fast alle in dem tiefen 
Flusse um oder blieben in seinen sumpfigen Ufern stecken. Auch einige der 
Feldherren, die noch zurück waren, sprangen mit ihren Pferden in das Wasser, 
um der Gefangenschaft zu entgehen; aber einer der ersten, der polnische Fürst 
Poniatowski, den Napoleon vor drei Tagen zum französischen Marschall gemacht 
hatte, ertrank in dem Flusse; Macdonald entkam. Unter denen, die gefangen 
wurden, waren Reynier, Bertrand und Lauriston. 
An diesem Tage verlor 9?npoleon noch mehr, als in den Tagen der 
Schlacht. Über 15 OOO waffenfähige Krieger, die durch das Sprengen der 
Brücke abgeschnitten waren, wurden gefangen; an Verwundeten aber und Kranken 
blieben noch 25 000 der Gnade der Sieger überlasten. Ter Kanonen und 
Wagen, die in und um der Stadt stehen geblieben, war eine unübersehbare 
Menge; auf der Allee allein standen 105 Kanonen zusammengefahren. Es sind 
ihrer in diesen Tagen über 300 mit 1000 Wagen erbeutet worden. Das war 
ein Trümmerhaufen, wie ihn die Geschichte selten aufzuweisen hat. 
29. Dir letzten Kämpfe und der erstr Pariser Friede. 
R il d. G o e t t e, Das Zeitalter der deutschen Erhebung. 2. Halbband. Gotha 1892. 
Napoleon zog unterdes in Eilmärschen auf der Frankfurter Straße von 
dannen, und Blücher folgte ihm in der Entfernung eines Tagesmarsches. Ta
	        
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