Die Schiffahrt.
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auf 30633 469 t). Dieser ganze Aufschwung der deutschen Reederei
zeugte um so mehr von deutscher Tatkraft und von der Anerkennung,
die deutsche Tüchtigkeit im Auslande fand, als die deutschen Reeder
vom Staate nicht durch Prämien, Zuschüsse und dergleichen unter¬
stützt werden, ja sogar Staatshülfe abgelehnt haben, so 1880, als
die Regierung durch Gesetz die deutsche Küstenschiffahrt (Kabotage)
ausschließlich der deutschen Flagge zuwenden wollte. Wohl errichtete
die Reichsregierung die Postdampferlinien nach Oftasien und sub¬
ventionierte den Norddeutschen Lloyd für die Übernahme dieser
Leistung mit 4L? Mill. M. jährlich, aber trotzdem machte der Lloyd
nicht so gute Geschäfte wie die Hamburg-Amerika-Linie, die 1898
auch eine regelmäßige Verbindung mit Ostasien ohne Staatsunter¬
stützung eingerichtet hat.
Wie aber die Segelschiffahrt durch die Dampfer, die kleine
Reederei durch die große, die unbedeutenden Hafenplütze durch die
bedeutenden verloren haben, so die Handelsflotte der Ostsee gegenüber
derjenigen der Nordsee. Zwar haben Danzig und Stettin einen
steigenden Schiffsverkehr, und der Raumgehalt der Ostseedampfer
war von 1871 bis 1900 von 10 000 1 auf 292 000 1 gestiegen,
aber infolge des viel größeren Rückgangs der Segler ist der Ge¬
samtraumgehalt der Ostseeflotte in den 25 Jahren 1875—1900 von
449 0001 auf 335 000 1 vermindert. 1900 machte die Nordseestotte
die Ostseeflotte nur noch 1h der gesamten deutschen Handelsflotte
aus. An der Nordsee zog wieder Hanlburg, das mit dem wachsenden
Tiefgang der in immer größerem Maßstab gebauten Schiffe durch stete
Vertiefung der Elb-Fahrrinne den Vorteil seiner Lage festgehalten
hat, den Hauptverkehr an sich, und Bremen konnte sich nur mit
großen Opfern (30 Mill. M. für die Korrektion der Unterweser)
behaupten. Über die Oberelbe hat Hamburg den überseeischen
Güterverkehr Österreichs dermaßen an sich gezogen, daß nicht mehr
Triest sondern Hamburg Österreichs Haupthafen geworden ist. Mar¬
seilles und Antwerpens Hafenverkehr ist weit hinter dem Hamburgs
zurückgeblieben, seit kurzem ist auch Liverpool überholt, und der Ver-
kebr der deutschen Schiffe in dem gioßen Elbhafen hat 1897 zum
ersten Mal den der englischen übertroffen.
Nicht minder großartig hat sich die Schiffahrt auf den deutschen
Flüssen und Kanälen entwickelt. Von der gesamten Güterbewegung