Full text: Die Helden Griechenlands im Krieg und Frieden (Bd. 1)

1. Lykurgos von Sparta. 
welcher er lebte." Gewöhnlich verlegt man die Hauptthätigkeit des 
Lykurg, seine Gesetzgebung, um das Jahr 880 v. Chr., richtiger 
aber ist wohl die Angabe, daß er in der zweiten Hälfte des 9. und 
der ersten Halste des 8. Jahrhunderts gelebt hat, daß seine Gesetz¬ 
gebung um 830 bis 820 v. Chr. fällt. Ueber seine Lebensver¬ 
hältnisse folgen wir der gangbarsten Ueberlieferung. Danach ge¬ 
hörte er dem Köuigsgeschlecht^>er Eurypoutideu an und war der 
Sohn des Königs Ennomos, kWin einem Tumulte erstochen worden 
war. Da dessen ältester Sohn Polydektes bald nach seinem Regie¬ 
rungsantritt starb, ohne Kinder zu hinterlassen, übernahm der 
jüngere Sohn Lykurgos die Herrschaft; sobald er aber erfuhr, daß 
von der Wittwe seines Bruders noch ein Nachkomme desselben zu 
erwarten sei, so erklärte er sich vor der Hand blos als Verwalter 
der Regierung, die er dein königlichen Kinde, falls es ein Sohn 
sein würde, abtreten werde. Unterdessen machte ihm die verwitt- 
wete Königin, eine ehrgeizige Frau, heimlich das Anerbieten, sie sei 
bereit das Kind zu todten, wenn er sie heirathen und die königliche 
Ehre mit ihr theilen wolle. Lykurg verabscheute iu seinem Herzen 
solch' frevelhaften Anschlag, um aber das Leben des Kindes zu 
sichern, ging er zum Scheine auf den Vorschlag ein und bat, ihm 
selbst die Tödtung des Kindes zu überlassen. Als nun die Königin 
einen Sohn gebar und diesen sogleich nach der Geburt dem Ly¬ 
kurgos überschickte, brachte ihn dieser in die Versammlung der 
Volksältesten mit den Worten: „Spartiaten, uns ist ein König 
geboren," setzte ihn auf den königlichen Thron und nannte ihn 
Charilaos, d. H. Freude des Volkes. 
Von nun an führte Lykurgos die königliche Regierung als 
Vormund seines Neffen. Aber die Wittwe des Polydektes, die sich 
dnrch die Verschmähnng ihrer Hand aufs höchste verletzt fühlte 
und auf Rache saun, suchte im Bunde mit ihren Verwandten und 
anderen Uebelwollenden dem Lykurgos alle möglichen Schwierig¬ 
keiten zn bereiten und sprengte den Verdacht aus, Lykurgos strebe 
dem jungen Könige nach dem Leben. Deshalb beschloß Lykurg, 
um der Bosheit seiner Feinde aus dem Wege zu gehen, das Land
	        
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