22. Alkibiades von Athen. 339
dem ersten Schrecken hielt man sich von allen Hülfsmitteln der
Vertheidigung entblößt, und doch dauerte der Krieg bis zum
völligen Erliegen der Stadt noch über acht Jahre.
22. Alkibiades non Athrn.
Alkibiades gehörte von Vater und Mutter her deu vor-
uehmsten Geschlechtern Athens an. Sein Vater Kleinias führte
den Stammbaum der Familie auf Eurysakes, den Sohn des
telamonischen Aias, zurück. Seine Mntter Deinomache, eine
Tochter des Megakles, Enkelin des berühmten Gesetzgebers
Kleistheues, war aus dem mächtigen Geschlechte der Alkmaioui-
deu; durch sie war er verwandt mit Perikles und etwas ent¬
fernter auch mit Kimon. Sein Großvater Alkibiades war ein
Freuud und thätiger Parteigenosse des Kleisthenes gewesen;
dessen Sohn Kleinias, der Vater unseres Alkibiades, hatte
sich in den Perserkriegen durch Patriotismus ausgezeichnet; er
kämpfte rühmlich bei Artemision auf einer aus eigenen Mit¬
teln ausgerüsteten Triere, und errang den Preis der Tapferkeit.
Trei und dreißig Jahre später (447) faud er in der unglück¬
lichen Schlacht bei Koronen den Heldentod und hinterließ den
Alkibiades als einen Knaben von 4—5 Jahren. Die Vor¬
mundschaft über denselben und seinen jüngeren Bruder Kleiuias
übernahmen seine mütterlichen Verwandten Perikles und dessen
Bruder Ariphrou.
Lchon früh entfalteten sich in dem lebhaften Knaben, der
aller Leitung uud Erziehung Hohn fprach, die Eigenschaften,
die ihn in seinem ganzen Leben auszeichneten; große Ent¬
schlossenheit, eine an Unverschämtheit grenzende Keckheit und
unbändiger Ehrgeiz zeigten sich schon in seinen Knabenspielen.
Als ihn einst ein Gespiele im Ringen tüchtig zusammendrückte,
fuhr er, um nicht zu unterliegen, seinem Gegner mit dem Munde