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edle König geantwortet haben: „An einem Königswort darf man nicht drehen
und deuteln."
Nach Leopold's Tode (1141) wurde dessen Bruder Heinrich Jasomirgott,
der Heinrich des Stolzen Wittwe heirathete, mit Bayern belehnt, während
Heinrich des Stolzen Sohn, Heinrich der Löwe, Sachsen zurückerhielt. Albrecht
der Bär, der sich einmal im Herzogthume nicht behaupten konnte, wurde mit
der Mark Brandenburg entschädigt.
7. Der Sängerkrieg aus der Wartburg.
(1207 n. Chr.)
„Die Sage, welche dem Künstler den Stoff zu dem Bilde gegeben hat,
welches gegenwärtig den Saal der Wartburg schmückt und von dem das vor¬
liegende eine Copie ist, lautet im Wesentlichen also: An Landgraf Hermann's
von Thüringen Hofe waren sechs edle Männer, die dichteten neue Gesänge und
stritten damit wider einander und davon haben die Lieder noch den Namen
„der Wartburgkrieg." Sie hießen: Heinrich der Schreiber, Walther von der
Vogelweide, Reimar von Zweier, Wolfram von Eschenbach und Bitterolf, der
war einer von des Landgrafen Hofgesinde, und der sechste hieß Heinrich von
Ofterdingen, ein Bürger von Eisenach, dieser stritt allein mit seinem Gesänge
wider die Andern alle; der Streit ward also hart, daß sie mit Einwilligung des
Landgrasen sich verpflichteten, wer unterläge, der sollte mit dem Strange büßen.
Nun lobte Heinrich von Ofterdingen den Herzog Leopold von Oesterreich vor
allen anderen Fürsten und verglich ihn mit der Sonne, die Uebrigen alle aber
lobten den Landgrafen von Thüringen und verglichen ihn mit dem Tage. Danach
wollten die anderen Sänger ihn greifen, Heinrich aber entfloh und lief zu der
Landgräfin Sophie, da mußten sie ihn frei lassen. Und da berief sich Heinrich
von Ofterdingen wegen seines Gedichts auf Meister Klingsor, der wohnte in
Ungarn und war ein Meister in den sieben freien Künsten und konnte die Zukunft
aus den Sternen lefen, er war ein Meister in der fchwarzen Kunst und die Geister
mußten ihm dienen. Da ward festgefetzt, daß sie binnen Jahresfrist ihren Streit
vor diesem Meister austragen wollten. Zu dem zog Heinrich von Ofterdingen;
da tröstete ihn der Meister und sprach, er wolle selbst mit ihm gen Thüringen
ziehen, und als sie nun nach Eisenach gekommen waren, so begehrte Landgraf
Hermann von ihm, daß er den Krieg zwischen den Sängern richten sollte, und
das geschah zu Wartburg auf dem Ritterhause. Da sprach Klingsor aus in
Gegenwart des Fürsten und seiner Grasen und Herren: „Der Tag käme von
der Sonne, und wenn die Sonne das Erdreich nicht beleuchtete, so wäre kein
Tag," und legte da der Sänger Krieg mit vielen hübschen Reden bei, also daß
Heinrich von Ofterdingen Recht behielt. Da war unter den Anderen allermeist
Wolfram von Eschenbach wider ihn, mit dem er sich sonderlich in Gedichten zu
üben begann, und da er ihn mit seinen Reden nicht überwinden konnte, da berief
er zu sich einen Geist, und ließ den an seiner Statt mit Wolfram streiten. Und
da hub der böse Geist an, von Anbeginn der Welt bis auf die Zeit, da Christus
geboren ward, alle Dinge zu verhandeln, nachher aber hub Wolfram an, zu
reden von dem ewigen Worte, wie das Fleisch geworden, und wie sich das gäbe
in dem Sacrament der Messe; da konnte der Teufel um seiner Bosheit willen
Nichts antworten.
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