1. Die Schlacht im Teutoburger Walde.
(9 n. Chr.)
as weltbeherrschende Rom hatte schon geraume Zeit Kriege mit den deut¬
schen Stämmen geführt. Drusus, der Stiefsohn des großen Angustus,
war sogar über die Weser bis an die Elbe vorgedrungen, so daß die
Römer glaubten, die Gegenden des heutigen Westfalens als römische
Provinz ansehen und behandeln zu können. Um das Jahr 6 n. Chr.
wurde Quiuetilius Varus mit der Verwaltung des römischen Germanien be¬
auftragt. Sein Name ist mit der Geschichte der Begründung germanischer Frei¬
heit eng verknüpft. Er wird als ein gelassener, ruhiger Mann geschildert, der
den Frieden mehr liebte als den Krieg. Deutschland erschien ihm so gehorsam,
daß er fast des Schwertes eutrathen zu können meinte und glaubte, römisches
Recht, vielleicht sogar römische Sprache einführen zu können. Den ersten Sommer
seines Aufenthalts in Deutschland verbrachte er mit Rechtsprechen und allerlei
Verhandlungen vor seinem Richterstuhle. Mit verhaltenem Grimm sahen die
Germanen, daß Varus als Symbol seiner Gewalt über Leben und Tod nach
römischer Sitte Beil und Ruthe vor sich hertragen ließ. Offenen Widerstand
wagte zunächst Niemand; darum hielt Varus das Volk für völlig unterworfen.
„War es doch gewiß, daß angesehene Führer der Germanen aufrichtig den
Römern ergeben waren, Viele im römischen Reiche Dienste und Vortheile
suchten, auch Solche, die den Groll im Herzen trugen, sich doch an dem Sitze
des römischen Befehlshabers einfanden und ihm äußerlich huldigten. Man
soll ihm selbst erdichtete Rechtshändel vorgelegt und im verstellten Spiele die
römische Gerechtigkeit gepriesen haben, während sich später ergab, daß gerade
die römischen Juristen den Haß der Germanen in besonderem Grade auf sich
gezogen."
An die Spitze der um Germaniens Freiheit bangenden Männer trat Armin,
Sohn des Cheruskerfürsten Sigimer, ein begabter Jüngling, von Vaterlands¬
und Freiheitsliebe glühend, der einige Zeit im römischen Heere mit Auszeichnung
gedient hatte und nun das Erlernte im Verein mit germanischer Kraft gegen die
Meister in der Kriegführung selbst verwerthen wollte. In aller Stille schloß er
mit zahlreichen Häuptern der Deutschen einen Bund zu dem Zwecke, das ver¬
haßte römische Joch abzuschütteln. Arglos, denn selbst die Warnung des Fürsten
Segest blieb unbeachtet, saß Varus in seinem Sommerlager. Da erhält er die
Kunde, daß die Marsen, ein deutscher Stamm im Süden der Weser, sich empört
hätten. DiK geschah nur, um ihn weiter weg von seinen festen Plätzen zu locken
und dann um so sicherer verderben zu können. Die in der Umgebung des Varus
befindlichen Verschworenen rathen ihm, den doch immerhin noch unbedeutenden