Friedrich I., Barbarossa. 49
12 jährig oder darüber seien, die Huldigung leisten sollten, was
auch geschah. Er befahl ferner, daß die einzelnen Stadtthore
und die daranstoßenden Mauern nebst dem Graben niedergelegt
werden sollten, damit zu jedemThore eine Heeresabteilung in breiter
Frontstellung und gleichem Schritt einmarschieren könne; und so
geschah es. Und da ihnen von 2000 Burgen nur noch vier übrig
geblieben waren, so mußten sie nach dem Gerichtsspruche auch diese
übergeben. Nachdem aber der Kaiser Mailand besiegt hatte, siegte
bei ihm das Erbarmen, und damit er nicht durch die Gemeinschaft
mit Geächteten sündige, sondern dem Erbarmen genug thue, sprach
er die Mailänder für ihre Person von der kaiserlichen Acht frei.
Darauf wurden die Stadtmauern, Gräben und Türme allmählich
zerstört, und so die ganze Stadt von Tag zu Tag mehr und mehr
dem Verfall und der Verödung preisgegeben. Die Mailänder erhielten
den Befehl, sich sämtlich auf die Dörfer und in ihre Landhäuser
zurückzubegeben und als Landleute mit Ackerbau zu beschäftigen.
In der Stadt selbst wurde keinem zu wohnen erlaubt. Am Osterfeste
schmückte sich der Kaiser zu Pavia mit der Krone und hielt daselbst
zur großen, allgemeinen Freude einen glänzenden und feierlichen
Reichstag mit den sämtlichen Fürsten, Markgrafen, Grafen, Ba¬
ronen, Hauptleuten und Konsuln von Lombardien.
1163. Aus Italien zurückgekehrt, hielt der Kais er am Sonntag
Misericordia einen feierlichen Reichstag zu Mainz.
Ketzerverbrennung. In diesem Jahrekamenauch einige
Ketzer von der Sekte derer, welche Katharer genannt werden, aus
Flandern nach Köln und fingen an, nahe bei der Stadt verborgen
in einer Scheune zu wohnen. Da sie jedoch nicht einmal sonntags
in die Kirche gingen, so wurden sie von den Umwohnenden ergriffen
und angezeigt. Nachdem sie vor die katholische Kirche gestellt und lange
über ihre Sekte genugsam ausgefragt waren, ließen sie sich doch durch
keine beweiskräftigen Zeugnisse zurechtweisen, sondern beharrten hart¬
näckig bei ihrer Lehre. Deshalb wurden sie aus der Kirche ausgestoßen
und den Händen der Laien übergeben. Diese führten sie am 5. August
aus der Stadt und überlieferten sie dem Feuertobe, 4 Männer und ein
Mädchen. Dieses wäre burch bas Mitleib bes Volkes fast gerettet wor¬
ben, wenn sie burch ben Tob ber anbeten sich hätte schrecken unb zur
Annahme weiseren Rates bewegen lassen. Doch plötzlich ben Hänben
berer, welche sie hielten, entrinnmb, stürzte sie sich freiwillig ins
Feuer unb fattb ben Tob.
Heinrich ber Löwe — Germanisierung ber Ost -
see-Länber. Damals herrschte Friebe im ganzen Slaven-
lanbe, unb bie festen Plätze, bie ber Herzog (Heinrich ber
Löwe) nach betn Rechte bes Krieges im Laube ber Dbotriten in
Besitz genommen hatte, begannen, von ben Anfieblern, bie ins Lanb
Sevin, Geschichtliches Quellenbuch. V. 4