Full text: Vom Ende Karls V. bis zum Regierungsantritt Friedrichs des Großen (Bd. 7)

66 Zeitalter d. Großen Kurfürsten u. Anfänge d. preuß. Königtums. 
großem Siege gar bald viel gute Folgen äußern werden, absonder¬ 
lich aber die bayerische Unruhe ehestens sich dämpfen, und man um 
so viel fördersamer sowohl nach Ungarn als nach Italien werde 
succurrieren können. Ich aber meinesorts versichere, daß (ich) all- 
hier nicht feiern, sondern nach aller Möglichkeit trachten werde, wie 
noch ferner von des Feindes ungemeiner Konsternation und Kon¬ 
fusion gute Dinge profitiert werden könnten, wobei dann auch die 
erhaltene Victori zu Dero Dienst und Nutzen desto vorteilhafter 
und ersprießlicher sein kann, als solche Dero Kaiserl. Miliz kaum 
200 Mann gekostet hat. 
P. S. Unter dieser Zeit, daß ich gegenwärtige Expedition 
verfertigen lassen, habe ich mit dem Mylord Duc de Marlborough 
über die weitere Operation konferiert, und sind wir eins worden, 
erstlich die Armee noch ein paarTage aUhier, wie es längst nötig ist, 
ausruhen zu lassen und sowohl die große Menge der Gefangenen 
hinweg, als auch unsere Blessierten da und dort unterzubringen, 
sodann..., daß man dem Feind keine Zeit ließe, sondern (ihn) 
noch des weitern verfolge und dergestalten aus ihn losdringe, damit 
man selbigen samt dem Kurfürsten und Franzosen bis wiederum 
in das Gebirg und Schwarzwald, ja vielleicht wohl gar bis über 
den Rhein zurücktreibe. 
11. Kulturzust'ände im Zeitalter Ludwigs XIV. 
Der deutsch-französische Modengeist*); —Sinngedichte Friedrichs von 
Logau; — Friedrich II., Memoires. 
Nachahmung der Franzosen. Es ist ja leider mehr 
als zu sehr bekannt, daß, so lange der Franzosen-Teufel unter uns 
Deutschen regiert, wir uns am Leben, Sitten und Gebräuchen also 
verändert, daß wir mit gutem Recht, wo wir nicht gar naturalisierte 
Franzosen sein und heißen wollen, den Namen eines neuen sonder¬ 
lichen und in Franzosen verwandelten Volkes bekommen können. 
Sonsten wurden die Franzosen bei den Deutschen nicht ästimieret; 
heutzutage können wir nicht ohne sie leben, und muß alles fran¬ 
zösisch sein: französische Sprache, französische Kleider, französische 
Speisen, französischer Hausrat, französisch Tanzen, französische 
Musik. — Die meisten deutschen Höfe find französisch eingerichtet, 
und wer heutzutage an denselben versorgt sein will, muß Französisch 
können und besonders in Paris, welches gleichsam eine Universität 
aller Leichtfertigkeit ist, gewesen sein; wo nicht, darf er sich keine 
Rechnung am Hofe machen: „Wer nicht französisch kann, der 
kömmt zu Hof nicht an." Wenn die Kinder in ihrer Sprache kaum 
*) Förster, Friedrich Wilhelm I., König in Preußen.
	        
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