Full text: Vom Regierungsantritt Friedrichs des Großen bis zum Wiedererstehen des Deutschen Reiches (Bd. 8)

Friedrich Wilhelm IV.; — die Revolutionsjahre 1848 und 1849. 75 
vom Militär nur 18 Mann tot geblieben. Der eben damals aus 
Paris zurückgekehrte preußische Gesandte, Heinrich von Arnim, 
noch ganz voll von den Pariser Eindrücken, soll hauptsächlich den 
König bestimmt haben und wurde einige Tage später zum Minister 
der auswärtigen Angelegenheiten ernannt. Sämtliche Truppen 
wurden aus der Stadt entfernt; die da gesiegt hatten, zogen mit 
verhüllten Fahnen stumm und in edler Entrüstung ab. Eine schnell 
improvisierte Bürgerwehr ersetzte sie. Am 21. nahm die preußische 
Armee neben der preußischen Kokarde die deutsche an, und der 
König ritt selbst, mit den drei deutschen Farben geschmückt, durch 
die Straßen, die Studenten voran mit einer Reichsfahne, auf 
welche der deutsche Doppeladler gestickt war. — Am 22. wurden 
die im Kampf Gefallenen in 183 Särgen feierlich begraben. Der 
unermeßliche Zug ging am Balkon des Schlosses vorüber, auf dem 
der König zusah. 
Das deutsche Parlament. Die Wahlen zur deutschen 
Nationalversammlung wurden in allen Bundesstaaten von den Re¬ 
gierungen selbst vollzogen. Man hegte von der erstmaligen Wieder¬ 
kehr eines deutschen Reichstages die größten Erwartungen; eine 
schöne, rein nationale Begeisterung herrschte fast überall bei den 
Wählern und Gewählten vor, und die Parteizwecke und Partikular¬ 
interessen waren mehr in den Hintergrund gedrängt. In jenen 
schönen Frühlingstagen des April wehte es wie kaiserliche Luft 
durch die weiten deutschen Gaue. Die großen Ideen des Kaiser¬ 
tums, uralte Erinnerungen von der Herrlichkeit deutscher Nation 
bewegten die Geister und stimmten wunderbar feierlich, als ob der 
alte Barbarossa, der im Kyffhäuser am Steintisch schläft, eben er¬ 
wachen wollte und die unsichtbaren Thore des Berges schon auf¬ 
gingen. — Am 18. Mai wurde die Versammlung, die man ab¬ 
wechselnd Nationalversammlung, Reichstag und Parlament nannte, 
in der Paulskirche zu Frankfurt a. M. eröffnet. Sie 
zählte damals schon über 300 Mitglieder, die sich später auf über 
500 ergänzten. Die Mehrheit gehörte den Konstitutionellen, nur 
eine Minderheit war demokratisch. Zum Präsidenten wurde 
Heinrich von Gagern gewählt, der damals vorzugsweise 
„der Edle hieß. Man blieb bei dem Beschluß des Vorparlaments 
stehen, nach welchem das Vereinbarungsprinzip ausgeschlossen 
wurde und die Versammlung allein die deutsche Verfassung 
machen sollte ohne irgend eine Einmischung oder Widerrede von 
seiten der Fürsten. — Sofern das Parlament selbst die Exekutiv¬ 
gewalt nicht übernommen hatte und kein regierender Konvent sein 
wollte, aber auch der alte Bundestag im höchsten Grade unpopulär 
war, tagte man lange und eifrig über eine provisorische Exekutive, 
inzwischen wurden im stillen Unterhandlungen gepflogen, und in-
	        
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