Object: Entdeckungen und geographisch bedeutsame Unternehmungen nach Auffindung der Neuen Welt bis zur Gegenwart (Bd. 2)

78 Die Niederländer in Java und auf den übrigen ostindischen Inseln. 
in die Hände der Fremden übergehen und ihre Städte veröden; da wurden 
sie erfüllt von Wut und Haß und traten den verhaßten Eroberern als ge- 
fürchtete Seeräuber in allen Gegenden des indischen Archipels entgegen, 
heimlich oder auch öffentlich von den unterworfenen einheimischen Fürsten 
und Bewohnern unterstützt. 
Der Seeraub wurde in ein förmliches System gebracht: aus den ge- 
schützten Buchten brachen ganze Flotten malaiischer Pranen hervor, um 
die europäischen Handelsfahrzeuge zu kapern, welche auf der großen Bahn 
nach China und Hinterindien an den ostasiatischen Inseln vorüberfahren 
mußten. Es kam zu manchem harten Seegefechte zwischen niederländischen 
Kanonenbooten und malaiischen Seeräubern. Wenn auch Tausende dieser 
Piraten gehängt wurden, so gelang es dennoch bisher noch nicht, diese 
Plage auszurotten, so daß europäische Kriegsschiffe immer zur Säuberung 
der ostasiatischen Meere thätig sein müssen. 
Das Jahr 1830 war für die Niederländer eines der wichtigsten seit 
ihrer Existenz als selbständiger Staat. Es fällt in dieses Jahr der Ab- 
fall von Belgien. Wurden durch die Teilung des Reiches die Nieder- 
länder als Staat geschwächt, so war doch die Trennung der südlichen 
Provinzen den nördlichen Handelsstädten willkommen, da Antwerpen mit 
seinem trefflichen Hasen und seiner günstigen Lage an der Schelde den 
Städten Amsterdam und Rotterdam eine gefährliche Nebenbuhlerin zu 
werden anfing. 
Ungleich wichtiger aber als dieses nur das Mutterland berührende 
Ereignis war für die Kolonien ein andres, in dasselbe Jahr fallendes: 
die Sendung des Generals und Grafen van den Bosch als General- 
gouverneur nach Ostindien. Dieser geniale Staatsmann, der die Pro¬ 
duktivität des fruchtbaren Javas dem Staate auf eine Weise zu nutze machte, 
wie solches noch nie zuvor geschehen, der zugleich mit dem Charakter der 
Eingeborenen innig vertraut war, verstand es, sie zufrieden und glücklich 
zu machen, während ihr Fleiß dem Staate zugleich den höchsten Nutzen 
brachte. Es gelang ihm, durch den bedeutenden Gewinn, den sein Kultur- 
system aus den Produkten Javas, namentlich aus dem Kaffee und dem 
Zucker, zu ziehen wußte, nicht nur die Finanzen Hollands wieder zu heben, 
sondern auch dem ostindischen Handel neuen Aufschwung zu geben. Seit 
dem Jahre 1832 ist sein System (Cultuur-stelsel) überall in Nieder- 
ländisch-Jndien eingeführt. 
An der Spitze der Regierung steht der Generalgouverneur mit Vize- 
königlicher Gewalt, er ist zugleich Oberbefehlshaber der Land- und See- 
macht, kann Krieg erklären, auch Frieden und Verträge mit den eingeborenen 
Fürsten und Bölkern schließen. Das Gebiet der sämtlichen ostindischen Be- 
sitzungen zerfällt in zwei Abteilungen: in den Grundbesitz (Java mit 
Madura) und in die Außenbesitzungeu (Buitenbezittingen), d. h. die übrigen 
unmittelbaren und mittelbaren Teile.
	        
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