Full text: Völkerwanderung, Frankenreich und Anfänge des Deutschen Reiches (Bd. 4)

36 Das Frankenreich. 
Vieles von den Franken berichtet, nennt er doch den ersten König 
derselben nicht, sondern spricht nur davon, daß sie Herzöge 
hatten. Und was er von diesen berichtet, will ich mitteilen. — 
„Damals (388 n. Chr.) brachen unter ihren Herzögen — 
die Franken in die Provinz Germania ein, sie warfen den Grenz¬ 
wall nieder, töteten viele Menschen, verheerten besonders die 
fruchtbaren Gegenden und verbreiteten auch in Köln Furcht und 
Schrecken. Als dies zu Trier bekannt wurde, sammelten die 
Kriegsobersten — ihr Heer und zogen nach Köln. Aber die 
Feinde kehrten mit großer Bente, nachdem sie die reichsten Gegen¬ 
den der Provinzen verheert hatten, wieder über den Rhein zu¬ 
rück, ließen einen Teil ihrer Mannschaft auf römischem Grund 
und Boden zurück, um diesen abermals zu verwüsten. Mit dem 
zurückgebliebenen Teile des Heeres ließen sich die Römer darauf 
zu gelegener Zeit in einen Kampf ein und töteteu viele Frauken 
im Kohlenwalde*). Als sie aber in der Hitze darüber be¬ 
rieten, ob man nicht in das Frankenland selbst einrücken solle, 
war Nanninns**) dagegen, weil er wohl wußte, daß die Feinde 
nicht unvorbereitet und in ihrem eigenen Lande ohne Zweifel 
überlegen sein würden. Da jedoch — die anderen im Heere nicht 
dieser Ansicht waren, so kehrte Nanninns nach Mainz zurück, 
Oitmtmus **) aber mit dem Heere zog bei der Feste Nenß üb er¬ 
den Rhein, und als er zwei Tagemärsche von dem Flusse ent¬ 
fernt war, stieß er auf Häuser und große Ortschaften, die aber 
von ihren Bewohnern verlassen waren. Denn die Franken hatten, 
gleich als ob sie eine Begegnung mit dem Feinde fürchteten, 
sich tief in das Waldgebirge zurückgezogen und am äußersten 
Rande der Wälder Verhaue angelegt. Es steckten also die Sol¬ 
daten alle Häuser in Brand, indem ihre feige Dummheit es für 
den höchsten Siegesruhm hielt, gegen Häuser zu wüten und 
brachten dann die Nacht voll Furcht unter der Last der Waffen 
zu. Bei Tagesanbruch aber zogen sie unter Anführung des Quin- 
tinus in das Waldgebirge und gerieten ungefähr um Mittag auf 
Irrwege, so daß sie ohne Ordnung überall umherschweiften. 
Endlich, als sie alles von gewaltigen Hecken ringsum dicht um¬ 
schlossen fanden, wollten sie in sumpfige Ebenen, die unmittel¬ 
bar an die Wälder stießen, sich hinabziehen: Da zeigten sich 
ihnen hier und da Feinde, die zusammen hinter Baumstämmen 
und Verhauen stehend, von dort, gleichwie von Turmzinnen, 
Pfeile in solcher Anzahl absandten, als kämen sie aus Wurf¬ 
maschinen. Die Pfeile aber waren in den Saft giftiger Kräuter 
getaucht, daß auf Wunden, wenn sie auch nur die Haut ritzten, 
— doch unausbleiblich der Tod folgte. Darauf umringte eine 
*) Teil des Ardennenwaldes. **) Römischer Kriegsoberst.
	        
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