Full text: Der deutsche Krieg 1866 (Teil 2)

c) Briefe des Kriegsministers v. Roon 
an feine Zrau. 
H.-Tu. ZTtfolsburg, 19. 7. 66x). 
Gestern abend find mir hier auf einem Schlöffe 
des Grafen IHensdorff oder vielmehr feiner grau angelangt, 
das zur Hälfte wüst und unbewohnbar, übrigens aber fürst¬ 
lich angelegt und eingerichtet ist. Ich bin ziemlich bequem 
und isoliert in einer Verwalter-Wohnung des Dorhaufes 
etabliert, weil das Hofgesinde . . . jeden Vorwand benutzt, 
um sich breit zu machen, Ich habe übrigens, was ein be¬ 
scheidener Mann braucht, und fände es unter mir, gegen 
solche Anmaßungen zu reklamieren. — 
tvie freue ich mich der innerlichen Befriedigung, die 
Dir und (Euch lieben tDeibfen allen aus der Ausübung 
Eures schönen Berufes erwächst! . . . 
. . . Benedetti ist wieder hier, direkt aus Paris. 3ch 
glaube aber, daß uns Napoleons Neutralität nicht verloren 
gehen wird. Deswegen rechne ich aber noch keineswegs 
auf einen schnellen Frieden. Kaiser Kranz Joseph hat — so 
scheint es — Denetien verschenkt, aber die französische 
Alliance nicht damit erkauft. Wollte er, in der Rechnung 
hierauf, den Krieg fortsetzen, sonst aber nicht: so werden 
wir Frieden haben, natürlich vorzugsweise auf Kosten der 
deutschen Alliierten Österreichs. Aber die Wiener Verhält¬ 
nisse sind unberechenbar. Wer weiß, was dort schließlich 
den Ausschlag geben wird! Wie unbequem, daß Bismarck 
seit 3 Tagen wieder an seinem nervösen Bein-Rheumatis- 
mus leidet. Auch er hat übrigens gestern ein Reitpferd ver¬ 
loren und das zweite ist stocklahm. Freilich ist das heute 
eine große Nebensache . . . 
. . . Später, hier fieht’s etwas kraus infolge der 
Benedettifchen Vorschläge, aber es ist niemand graulich, am 
wenigsten der König. — 
* * 
* 
H.-Qu. Nikolsburg, 22.jl. 66 2). 
. . . Die Armeen find Wien gegenüber jetzt dicht aus¬ 
geschlossen, so daß wir wohl von hier auch noch vorwärts 
*) Denkwürdigkeiten aus dem Leben Roons III S. 465f. 
2) Lbd. 5. 467. 
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