Full text: Welt- und Staatskunde

II. Die Vorgeschichte der Menschheit. 
ic ältesten Beweisstücke von dem Vorhandensein des Menschen 
Dm auf der Erde stammen aus Schichten der mittleren Tertiär- 
MW zeit, die etwa 2—4 Millionen Jahre vor heute angesetzt 
™2> werden müssen. In erster Linie sind es von Menschen¬ 
hand bearbeitete und benutzte Steine, an deren Echtheit und Ur¬ 
sprünglichkeit heute kaum noch ein Fachmann zweifelt. Seit jüngster 
Zeit, Oktober 1907, liegt auch ein Knochenfund — ein Unterkiefer 
aus der Nähe von Heidelberg — vor, der die Existenz des tertiären 
Menschen einwandfrei dokumentiert. Zahlreicher und vollständiger 
sind die Funde — darunter ganze Skelette — aus der Eiszeit, 
die uns über das Aussehen des Menschen dieser Zeit unterrichten; 
er stand hinsichtlich seiner Organisation tiefer als irgend eine der 
heute lebenden Menschenrassen. Der Mensch der auf die letzte 
Vereisung folgenden Periode stand bereits auf der Stufe körper¬ 
licher Entwicklung des heutigen Menschen. 
Die Frage, ob sich der Vorgang der Menschwerdung an einer 
einzigen Stelle der Erde (monophiletische Abstammung), oder an 
mehreren Stellen, wenn auch in zeitlich großen Abständen (polyphile- 
tische Abstammung), vollzogen hat, hat sich bisher nicht entscheiden 
lassen. Die meisten Forscher neigen der Annahme eines gemeinsamen 
„Ursitzes" zu. Die einen verlegen ihn — das biblische Eden — nach 
Nordamerika, andere wieder nach Europa, Südasien oder Australien. 
Ihn vorausgesetzt, muß sich das Menschengeschlecht allmählich durch 
große Wanderungen über die Erde verbreitet haben. Bodenge¬ 
staltung, verschiedenartiges Klima und andere Einflüsse haben dann 
weiterhin die Geschicke der Besiedler bestimmt. 
Das älteste und höchste Gut des Menschen ist die Sprache. Wenn 
sie auch anfangs noch wenig ausgebildet war, so hob sie doch 
damals schon den Menschen weit über das Tier und gab ihm die 
Möglichkeit zu unbegrenzter geistiger Entwicklung. 
Der ursprüngliche gesellschaftliche Verband menschlicher In¬ 
dividuen ist die Familie; sie erweiterte sich zur „Sippe", dann zum 
„Stamm", der hinüberleitet zum Staat. Auf dem Boden des 
Stammes oder Staates bildete sich zuerst der Grundsatz der Unter-
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.