Object: Das Zeitalter der Hohenstaufen und der Kaiser aus verschiedenen Häusern (Teil 4)

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Kastilien; ja, der Herzog Hugo oon Burgund trat selbst, obwohl Gre¬ 
gor VII. ihn zurückzuhalten suchte, in das Kloster Cluny ein. 
Noch stärker war diese Bewunderung beim Volke. Wo solch 
ein Heiliger auftrat, strömten ihm die Massen zu, nur ihn zu sehen, 
sein Gewand zu berühren, seinem Beispiele zu folgen. 
Der Heiligeudieust stieg aufs Höchste, glühende Verehrung brachte 
man den Reliquien dar und scheute kein Mittel, sich solche zu ver¬ 
schaffen. Kam es doch vor, daß man den heiligen Romuald, als er 
aus einer Stadt abreiste, erschlagen wollte, um seine Gebeine als 
Reliquien dortzubehalten! 
Wie immer, so ganz besonders jetzt hielt man Wallfahrten und 
Pilgerreisen nach Rom oder gar nach dem Heiligen Lande für ein 
besonders gottgefälliges Werk und die dabei ausgestandenen Stra¬ 
pazen für eine besondere Gnade. Fulcher von Chartres sagt: „Einzeln 
und scharenweis zog die Menge des Volks hinüber (nach dem Heiligen 
Lande), Geistliche und Laien, Vornehme und Geringe, Männer und 
Weiber. Sie beteten am heiligen Grabe, badeten im Jordan und 
brachen Palmzweige bei Jericho, im Garten des Abraham, wie sie 
sagten." 
Aber nicht nur Leute aus dem Volke, souderu Persoueu hoher 
und höchster Stände wallsahrteten nach Palästina. Die Quellen 
zählen ans: eine lange Reihe deutscher, italienischer, französischer 
Bischöfe, einen norwegischen König, einen dänischen Prinzen, einen 
Herzog von ber Normandie, Grafen von Barcelona, Toulouse, Anjou, 
Luxemburg, Flandern, Holland, Kent. 
Im Jahre 1064 wallte ein ganzer Pilgerzug, 7000 au der Zahl, 
aus Deutschen und Engländern bestehend, unter der Führung Sieg¬ 
srieds von Maiuz nach dem Heiligen Lande. Nur wenige kehrten 
zurück. 
Von dem erwähnten Herzog von der Nonnandie, Robert, er¬ 
zählt man, daß er sich der Stockschläge freute, die ihm im Heiligen 
Lande auf seiner Pilgerfahrt einmal zuteil geworden seien. 
Vor dem Grafen Robert I. von Flandern schloffen sich, so erzählt 
er, die Tore Jerusalems auf wunderbare Weife, bis er Genugtuung 
für feine Sünden gelobt habe; dann erst haben sie ihm Einlaß in 
die heilige Stadt gewährt. 
So ging ein schwärmerisch-religiöser Zug durch das ganze Abend¬ 
land, und die fieberische Erregung harrte nur des zündenden Worts, 
um in einer ungeheuren Explosion sich Lust zu machen. 
Taten wollte man tun zur Ehre Gottes, und wer die Waffen 
führen konnte, tat diese Werke am liebsten mit dem Schwerte in der
	        
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