Das Mittlere Reich.
Die blühende Kultur des Altert Reiches, der ersten Blütezeit
des jungen ägyptischen Staates, der mir die großen Pyra¬
miden, die prächtig geschmückten ITTastabas und eine Fülle von
lebendigen Porträtstatuen verdanken, ist in einer Zer¬
setzung des Verwaltungsorganismus zur inneren Auflösung
gekommen. Auf eine Zeit machtvoller Pharaonen folgten
innere wirren, von denen natürlich keiner der Fürsten und
Großen berichten will- denn wo sie nicht von Königstreue
und Menschenliebe sprechen können, sondern über Bürger¬
krieg und verrat klagen müßten, da schweigen sie, als ob sie
nicht gewollt hätten, daß die Nachwelt davon erführe. Dazu
kommt, daß in den unruhigen Jahrhunderten eines Kampfes
aller gegen alle Kunst und Wissenschaft danieder liegen müs¬
sen; Bildhauer und Schreiber, denen der Staat nicht ge¬
sicherte Lebensverhältnisse ohne Sorge zu bieten vermochte,
konnten den Machthabern jener dunklen Epoche zwischen dem
Alten und Mittleren Reich nicht Gräber anlegen und In¬
schriften aufzeichnen, denen wir ja alle Kunde zu verdanken
pflegen.
Die Gaufürsten von Bern Hassan.
Am Ende des Alten Reiches waren uns die (Saufürsten als
diejenige Gruppe von Beamten entgegengetreten, in deren
Hände die staatliche Autorität überging, als der Glanz und die
Macht des Königtumes erlosch. Aus Statthaltern, die vom
König eingesetzt waren, wurden sie allmählich zu eingesesse¬
nen und angestammten Beherrschern ihrer Fürstentümer, die
endlich den Pharao ganz beseitigten. Als am Anfang der
11. Dynastie die Grasen von Theben in Oberägypten den
vorherrschenden Einfluß gewannen, waren es natürlich vor
allem ihre oberägyptischen Kollegen, die ihnen teils halfen,
ein mächtiges Reich zu gründen, teils ihnen widerstrebten in
der Furcht, etwas zu verlieren. Zu den Bundesgenossen der
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