Landesfürsten und vornehmsten des Landes noch papistisch,
die 48, Roloff TR oll er mit seiner aufrührerischen Rotte aber
gar zu geschwind und eifrig evangelisch geworden waren
und eigenwillig mit ihrem Kopfe durch die N)and wollten,
so suchte Schmiterlow zu vermitteln, mahnte den Hat,
in einer so rechtmäßigen, gegründeten Sache sich nicht so
hart wider die gemeine Bürgerschaft zu erzeigen, die
Bürgerschaft, nicht so geschwind wider ihre Obrig¬
keit zu verfahren noch sich aufzulehnen, sondern Rücksicht
zu üben, indem er versprach, daß ihnen ihre Prediger ge¬
lassen und der Lauf des Evangeliums nicht sollte gehemmt
werden. Doch richtete er bei dem einen so wenig aus
als bei den anderen. Herr Omnes1) drang durch, und
der Rat, der vormals des rechten Vaters, seines alten
Bürgermeisters, getreuen Vermahnungen nicht hatte folgen
wollen, mutzte jetzt auf den Herrn Omnes, den Stiefvater,
hören.
Darauf tat sich das aufrührerische Wesen erst recht
hervor, denn die unruhigen Bürger, die neben Roloff
Möller Führer waren, brachten Roloff Mollern zwischen
sich auf das Rathaus, setzten ihn zum Bürgermeister
auf die Bürgermeisterbank und zwangen den Rat, neben
Möllern Herrn Christoph Lorbeer zum Bürgermeister und
acht aus der Bürgerschaft zu Ratsherren zu küren; so
mutzten die Ratsherren, wollten sie anders ihre Köpfe
behalten, ihre Erzfeinde auf der kurzen und langen Bank
neben sich sitzen sehen und leiden; Herr Schmiterlow aber
mutzte für seinen guten willen den Lohn derer empfangen,
die sich zwischen ctngel und Türe stecken und also sich
klemmen....
Als dann Roloff Möller am folgenden Tage in der
Kirche wie ein rechter Bürgermeister in den Bürgermeister-
stuhl trat, ging Schmiterlow nicht allein heraus, sondern
zog auch, da er als ein weiser und erfahrener Tftann leicht
ermessen konnte, wie gefährdet er bei so üblem Zustande
sein würde, mit seinen beiden Söhnen Klaus und Bertram
nach Greifswald und war bei meiner Mutter, seines Bruders
Tochter, über drei Jahre zur Herberge.
*) Die Masse des niederen Volkes.
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