74
Die Außereuropäischen Erdteile.
zerstörend auf das Gestein ein. Die fortschreitende Felszerstörung hemmt
die Entwicklung des Pflanzenwuchses, die ohnehin unter der Trockenheit und
den kalten Nächten leidet. Es entstanden schließlich die sehr pflanzenarmen
Fels- und Steinwüsten der Sähara. Die noch pflanzenärmeren Sandwüsten bildeten
sich in den Gebieten, wo der Boden aus dem weichen und feinkörnigen Sand¬
stein besteht. Eine große Rolle hat dabei der Wind gespielt.
Kulturfähig¬
keit
Anbau-
Gewächse.
b) Das Kulturbild.
§ 46. Die kulturfähigen Gebiete der Sahara bestehen nicht nur
aus den Oasen, die zusammen etwa 200000 qkm, so groß wie
Süddeutschland und Thüringen sind. Wo sich ein reicheres Pflanzen¬
leben zeigt, ist gewöhnlich auch Aussicht vorhanden, eine Kultur¬
oase zu schaffen. Es gilt nur, das Grundwasser der unterirdischen
Flußläufe durch Bohren von artesischen Brunnen zum Hervor¬
sprudeln zu bringen. In der algerischen Sahara haben die Fran¬
zosen mit großartigem Erfolge Bohrungen vorgenommen, so daß
in ihr die Zahl der Oasen jetzt 400 beträgt.
Die wichtigste Kulturpflanze der Oasen ist die Dattelpalme,
die aus Arabien stammt. Bei regelmäßiger Bewässerung kann
auch die Kultur des Ölbaums und anderer Fruchtbäume, sowie
Gemüse- und Getreidebau betrieben werden. Doch muß die Dattel¬
palme den andern Gewächsen den nötigen Schatten spenden.
Von der Dattelpalme sagt der Araber, dem die Verbreitung des
nützlichen Baumes zu verdanken ist: „Der König der Oase taucht seinen Fuß
in Wasser und sein Haupt in das Feuer des Himmels." Die Dattelpalme kann
als die Lebenspflanze für einen großen Teil Nordafrikas bezeichnet werden, deren
Bedeutung etwa der der Kartoffel entspricht. Hundert große Bäume liefern
etwa 40 Zentner Datteln. Für Menschen und Tiere bilden diese die Haupt¬
nahrung. Für die Wüstenreisenden ist Dattelbrot der wichtigste Nahrungsvorrat.
Auch das Dattelholz ist wertvoll, da es beim Bau der Häuser gebraucht wird,
und die Dattelzweige dienen zur Bekleidung der Wände und zur Bedeckung der
Dächer. (Nord- und Südgrenze der Dattelpalme siehe Kulturkarte Afrikas!)
Da die Oasen nicht alles zum Leben Nötige liefern können,
sind die Oasenbewohner auf den Tauschhandel mit Nachbar¬
ländern angewiesen, der durch den Karawanenverkehr ausgeführt
wird. Außerdem bewegt sich durch die Sahara ein bedeutender
Durchgangshandel von der Mittelmeerküste, wo sich immer der
Schwerpunkt der afrikanischen Kultur befand, nach Innerafrika
hin. Dieser Durchgangshandel hat hauptsächlich die Besiedelung
der Wüste gefördert oder gar erst angeregt. Die Araber waren
es, die das Kamel, das Schiff der Wüste, einführten und den Kara¬
wanenverkehr, den sie bis heute in Händen haben, ausbildeten.
Sämtliche große Karawanenwege laufen nach S, wo Timbuktu,
das Tschadseegebiet und Wadai ihre Hauptzielpunkte sind.
Völker. beiden bedeutendsten Volksstämme der Sähara sind
die Tuareg, die mit den Berbern nahe verwandt sind, und die
Tibbu, die stärker mit Negerblut gemischt sind.
Das Klima der Wüste und die Lebens- und Ernährungsweise, welche
dieselbe vorschrieb, haben diesen Völkern bestimmte körperliche und geistige
Merkmale aufgeprägt. Beide Volksstämme werden als sehr mager, aber sehnig
Handel :
Karawanen-'
verkehr.