Irlich zu werden drohte. Seine Haltung Rom gegenüber 
Tr 1°' xrQ! er öie Römer 3®« nicht zum Kriege reizte, 
aber deutlich merken liefe, für den Zall eines Angriffs ihrer¬ 
seits besitze er Kraft und Lust zum widerstand. 
f,,109:. Puxdj, bie Gesandten, die er zu den Cäsaren 
schidte, liesz er sich bald mit demütigen Bitten deren Huld 
empfehlen, bald redete er die Sprache eines Gleichgestellten. 
Abtrünnige, ganze Völkerschaften wie einzelne, fanden bei 
ihm eine Zufluchtsstätte, und er konnte es allmählich nur 
noch mit Mühe verheimlichen, daß er in jeder Beziehung 
unser Rivale war. Sein Heer, das er bis auf 70 000 Mann 
zu Zuß und 4000 Heiter gebracht hatte, übte er unablässig 
in Kämpfen mit den Nachbarn offenbar für ein Unter¬ 
nehmen, das dasjenige, womit er jetzt beschäftigt war, an 
Bedeutung übertraf. Man mußte ihn auch deswegen 
furchten, weil er im Westen und Norden Germanien, 
im Osten Pannonien und im Süden Noricum als 
Nachbarländer hatte. Alle hatten deshalb Angst vor 
ihm,- konnte er doch jederzeit gegen alle vorrücken. 3a, 
Italien selbst konnte das Wachstum seiner Macht nicht ohne 
Besorgnis mit ansehen, da ja die Entfernung von der höhe 
der Alpenpässe, der Nordgrenze Italiens, bis zur Südgrenze 
seines Reiches nicht viel mehr als 200 Meilen (etwa 300 km) 
betrug. 
Diesen Mann und fein Reich beschloß Tiberius im 
folgenden Jahre (6 n. Chr.) von zwei Seiten her zugleich 
anzugreifen. Sentius Saturninus sollte seine 
CLruppen durchs Land der Chatten führen, sich dann durch 
^en hercynischen Urwald einen weg bahnen und in 
Boiohömum, Marobods Residenz, einrücken. Tiberius 
selbst schickte sich an, von Carnuntum (Donaufestung 
zwischen Deutsch-Altenburg und Petronell), dem auf dieser 
Seite Noricum am nächsten gelegenen Orte aus, seine in 
3llyrien stehenden Legionen gegen die Markomannen zu 
führen. 
110. Aber das Schicksal macht der Menschen Pläne bis¬ 
weilen zunichte, bisweilen hemmt es sie. Tiberius hatte 
bereits die Vorbereitungen für die Winterquartiere an der 
Donau getroffen, schon war sein Heer nur noch fünf Tage¬ 
märsche von der feindlichen Vorhut entfernt, schon waren 
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