Full text: Mittelalter (und Neuzeit bis 1648) (2)

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Stuhle saß. Ebenso und wegen der Abhaltung einer Synode darf auch 
Konstanz nicht übergangen werden, zwischen zwei Seen gelegen, die der 
Rhein anfüllt und entleert. 
Wir wandern durch die ansehnlichen Städte Kempten und Mem¬ 
mingen, durch Augsburg am Lechflusse, das der heilige Udalrich be¬ 
schützt. Nicht leicht wirst du eine andere Stadt finden, welche diese über¬ 
trifft, ob du nun den Glanz der Stadt oder des Volkes oder der Geist¬ 
lichkeit Reichtum oder die städtische Verfassung betrachtest. In Bayern ist 
kaum eine Stadt, deren hübsches Aussehen dich nicht in Staunen setzen 
würde. Regensburg ist bemerkenswert durch die Kirche des seligsten 
Apostels Petrus und durch die steinerne Brücke über die Donau und meh¬ 
rere Kirchen der Heiligen. Groß ist Münchens Glanz. Auch von 
Straubing, Landshut und Burg hausen ist es nicht leicht die 
Sauberkeit der Straßen und die Pracht der Gebäude zu schildern. Schön 
ist uns in lieblichster Gegend gelegen Passau, hier vom Inn, dort von 
der Donau bespült. 
Im Preußenlande ragt hervor durch seinen Ruf Danzig, mächtig 
zu Lande wie zu Wasser. Zieht dessen Volk ins Treffen, so sollen sie 
nicht weniger als 50 000 Krieger hinausführen; zahlreiche Schiffe seiner 
Kaufleute segeln auf dem baltischen Meere. Auch Thorn hat keinen ge¬ 
ringen Namen, das indessen, an der Weichsel gelegen, einst den Sarrnaten 
gehört hat. 
Aber alle übertrifft Lübeck, mit den höchsten Gebäuden und den 
schmuckreichsten Kirchen ausgestattet. So groß ist das Ansehen, die Macht 
dieser Stadt, daß auf ihren Wink die drei mächtigen Reiche Dänemark, 
Schweden und Norwegen Könige ein- und abzusetzen Pflegen. 
Lüneburg, einst reich durch die Salzwerke, ist jetzt verarmt. 
Denn während es nach den Gütern des Klerus trachtete, hat es die seinigen 
verloren. Rostock sowie Hildesheim sind nicht zu verachten, ebenso 
Verden und das edle Braunschweig, einst die Heimat der Ottone. 
Die alte Metropole Bremen, des Dänenvolkes Mutter in Christo, hat 
einen nicht rühmlosen Namen. Auch Magdeburg gilt für groß und 
hervorragend und ist der Sitz des Erzbischofsx) unter den Sachsen. 
Ebenso Merseburg möge niemand gering schätzen. 
Die Westfalen erfreuen sich der Städte Münster, Osnabrück, 
Minden und Paderborn, die nicht gering zu achten sind, sowie Soest. 
Letzteres konnte, als es zu unserer Zeit gegen die kölnische Kirche sich 
empört hatte und von zahlreichen Truppen belagert wurde, mit keiner Ge¬ 
walt überwunden und gebeugt werden, obgleich Wilhelm, Herzog von 
Sachsen, mit einer starken Schar von Böhmen, unter den Belagerten bei 
Tag und Nacht gegenwärtig, Verhandlungen führte.2) 
Auch in Hessen sind nicht wenige Städte empfehlenswert, aber mehr 
in Thüringen, unter denen Erfurt die größte und berühmteste ist, an Volk 
und Gütern reich. Auch das Voigtland entbehrt der Zierden nicht. 
x) Seit 968 (Otto !.)• — 2) Soester Fehde 1444—49.
	        
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