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Stuhle saß. Ebenso und wegen der Abhaltung einer Synode darf auch
Konstanz nicht übergangen werden, zwischen zwei Seen gelegen, die der
Rhein anfüllt und entleert.
Wir wandern durch die ansehnlichen Städte Kempten und Mem¬
mingen, durch Augsburg am Lechflusse, das der heilige Udalrich be¬
schützt. Nicht leicht wirst du eine andere Stadt finden, welche diese über¬
trifft, ob du nun den Glanz der Stadt oder des Volkes oder der Geist¬
lichkeit Reichtum oder die städtische Verfassung betrachtest. In Bayern ist
kaum eine Stadt, deren hübsches Aussehen dich nicht in Staunen setzen
würde. Regensburg ist bemerkenswert durch die Kirche des seligsten
Apostels Petrus und durch die steinerne Brücke über die Donau und meh¬
rere Kirchen der Heiligen. Groß ist Münchens Glanz. Auch von
Straubing, Landshut und Burg hausen ist es nicht leicht die
Sauberkeit der Straßen und die Pracht der Gebäude zu schildern. Schön
ist uns in lieblichster Gegend gelegen Passau, hier vom Inn, dort von
der Donau bespült.
Im Preußenlande ragt hervor durch seinen Ruf Danzig, mächtig
zu Lande wie zu Wasser. Zieht dessen Volk ins Treffen, so sollen sie
nicht weniger als 50 000 Krieger hinausführen; zahlreiche Schiffe seiner
Kaufleute segeln auf dem baltischen Meere. Auch Thorn hat keinen ge¬
ringen Namen, das indessen, an der Weichsel gelegen, einst den Sarrnaten
gehört hat.
Aber alle übertrifft Lübeck, mit den höchsten Gebäuden und den
schmuckreichsten Kirchen ausgestattet. So groß ist das Ansehen, die Macht
dieser Stadt, daß auf ihren Wink die drei mächtigen Reiche Dänemark,
Schweden und Norwegen Könige ein- und abzusetzen Pflegen.
Lüneburg, einst reich durch die Salzwerke, ist jetzt verarmt.
Denn während es nach den Gütern des Klerus trachtete, hat es die seinigen
verloren. Rostock sowie Hildesheim sind nicht zu verachten, ebenso
Verden und das edle Braunschweig, einst die Heimat der Ottone.
Die alte Metropole Bremen, des Dänenvolkes Mutter in Christo, hat
einen nicht rühmlosen Namen. Auch Magdeburg gilt für groß und
hervorragend und ist der Sitz des Erzbischofsx) unter den Sachsen.
Ebenso Merseburg möge niemand gering schätzen.
Die Westfalen erfreuen sich der Städte Münster, Osnabrück,
Minden und Paderborn, die nicht gering zu achten sind, sowie Soest.
Letzteres konnte, als es zu unserer Zeit gegen die kölnische Kirche sich
empört hatte und von zahlreichen Truppen belagert wurde, mit keiner Ge¬
walt überwunden und gebeugt werden, obgleich Wilhelm, Herzog von
Sachsen, mit einer starken Schar von Böhmen, unter den Belagerten bei
Tag und Nacht gegenwärtig, Verhandlungen führte.2)
Auch in Hessen sind nicht wenige Städte empfehlenswert, aber mehr
in Thüringen, unter denen Erfurt die größte und berühmteste ist, an Volk
und Gütern reich. Auch das Voigtland entbehrt der Zierden nicht.
x) Seit 968 (Otto !.)• — 2) Soester Fehde 1444—49.