Full text: Mittelalter (und Neuzeit bis 1648) (2)

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kommen daher zusammen und beraten, was sie mit dem überwundenen 
Attila anfangen sollten. Man beschließt, ihn durch Einschließung zu er¬ 
müden, da er an Getreide keinen Vorrat hatte und andrerseits von seinen 
Bogenschützen, die innerhalb der Lagerumzäunung aufgestellt waren, durch 
häufiges Schießen der Zugang gewehrt wurde. Berichtet wird aber, in 
seiner verzweifelten Lage habe der noch in der höchsten Bedrängnis gro߬ 
herzige König von Pferdesätteln einen Scheiterhaufen errichten lassen und 
habe sich, wenn die Gegner einbrächen, in die Flammen stürzen wollen, 
damit keiner sich an seiner Verwundung ergötze oder nicht in die Macht 
der Feinde der Herr über so viele Völker gelange. 
7. Chlodwigs Übertritt zum Christentum. 496. 
Der fränkische Geschichtsschreiber Gregor, Bischof von Tours (geb. 540 zu 
Clermont, gest. 594), bietet in seinen „Zehn Büchern fränkischer Geschichten" 
eine wertvolle Quelle für seine Zeit, cins der ein mannigfaltiges 23tlb von den 
Zuständen und Sitten seiner bewegten Tage uns entgegentritt. Uber Chlod¬ 
wigs Bekehrung berichtet er (Kap. 33 ff.) folgendermaßen (Erler I, S. 459, 
Richter, S. 1'): 
Die Königin [Ghlotilde] ließ nicht ab, in ihren Gemahl zu dringen, 
daß er den wahren Gott bekenne und ablasse von den Götzen. Aber aus 
keine Weise konnte er zum Glauben bekehrt werden, bis er endlich einmal 
mit den Alemannen in einen Krieg geriet. Da zwang ihn die Not, zu 
bekennen, was sein Herz vordem verleugnet hatte. Als die beiden Heere 
zusammenstießen?) kam es zu einem gewaltigen Blutbade, und Chlodwig 
war nahe daran, völlig vernichtet zu werden. Als er das sah, erhob er 
seine Augen zum Himmel, sein Herz wurde gerührt, seine Augen füllten 
sich mit Tränen, und er sprach: „Jesus Christ, Chlotilde sagt, du seiest 
der Sohn des lebendigen Gottes, Hilfe sollst du den Bedrängten, Sieg 
sollst du geben denen, die aus dich hoffen; ich flehe dich demütig an um 
deinen Beistand. Gewährst du mir jetzt den Sieg über diese meine Feinde, 
und erfahre ich so jene Macht, die das Volk, das deinem Namen sich 
weiht, an dir erprobt zu haben rühmt, so will ich an dich glauben und 
mich taufen lassen auf deinen Namen. Denn ich habe meine Götter an¬ 
gerufen, aber sie haben mich, wie ich nun ersahren, verlassen mit ihrer 
Hilse. Ich meine daher, ohnmächtig sind sie, da sie denen nicht helfen, 
die ihnen dienen. Dich rufe ich an, und ich will an dich glauben, wenn 
du mich den Händen meiner Widersacher entreißest." 
Da Chlodwig solches gesprochen hatte, wandten sich die Alemannen 
und begannen zu fliehen; und als sie sahen, daß ihr König gefallen war, 
entschwand ihnen der Mut ganz. Sie unterwarfen sich der Macht Chlod¬ 
wigs und sprachen: „Laß, wir bitten dich, nicht noch mehr des Volkes 
umkommen, denn wir sind schon die Deinen!" Da tat Chlodwig dem 
Kampfe Einhalt, brachte das Volk in seine Gewalt und kehrte in Frieden 
heim. Der Königin aber erzählte er, wie er Christi Namen angerufen . 
und so den Sieg gewonnen habe. 
!) Im I. 496, unsicher wo. (Früher wurde Zülpich angenommen.)
	        
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