Full text: Mittelalter (und Neuzeit bis 1648) (2)

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Blindheit abzutun und zu der schon längst empfangenen Religion des 
Christentums zurückzukehren. *) 
Da aber allmählich die Menge der Gläubigen anwuchs und auch 
die Zahl der Prediger sich vermehrt hatte, da werden auch alsbald Kirchen 
hergerichtet, und vielfältig ergoß sich die Predigt seiner Lehre. Und ein 
Kloster wurde erbaut an einem Orte namens Ordorp,^) nachdem man 
eine Vereinigung von Dienern Gottes und Mönchen heiligsten Wandels 
zusammengeschart hatte. Diese erwarben sich nach dem Beispiele der 
Apostel mit ihren eigenen Händen in emsiger Arbeit Lebensunterhalt und 
Kleidung. 
Und so wurde der Ruf seiner heiligen Predigt ruchbar und wuchs 
so sehr, daß sein Name schon durch den größten Teil von Europa ertönte. 
Und aus den Landen Britanniens war eine zahlreiche Menge von Dienern 
Gottes zu ihm gekommen und um ihn geschart, sowohl Lektoren wie 
Schreiber und in anderen Künsten gelehrte Männer. Von diesen ordneten 
sich nun sehr viele der von ihm eingerichteten Regel unter und riefen an 
sehr vielen Orten das Volk von des Heidentumes gotteslästerlicher Irrung 
zurück. Und andere wiederum predigten in dem Lande der Hessen, an¬ 
dere auch in Thüringen weithin zerstreut unter dem Volke, in Gauen und 
Dörfern, das Wort des Herrn. 
2. Des Heiligen Tod. 755. 
Es war aber der Wille des Herrn, daß Bonifazius und mit ihm 
die Knechte Gottes nach Friesenland zögen und daß er an derselben Stelle, 
wo er zu predigen und zu ernten begonnen, auch von hinnen scheiden und 
seinen Lohn empfangen sollte. Und Bonifazius rief seine Gefährten zu 
sich, bestieg mit ihnen ein Schiff und fuhr den Rheinstrom abwärts, nur 
zur Nachtzeit einen Hafen aussuchend, bis er ins wasserreiche Land der 
Friesen gelangte. Bald hatte er viele Taufende getauft, Männer, Frauen 
und Kinder, mit Unterstützung feiner Gefährten, von denen er dem Eobanus 
das Bistum in der Stadt Utrecht übertrug. Als nun durch Friesland 
das Licht des Glaubens leuchtete, und das Ende des Heiligen sich nahen 
sollte, da schlug er am Ufer des Flusses Borduc3) seine Gezelte auf und 
ließ den festlichen Tag der Firmung der Neugetauften durch den Bischof 
dem Volke verkündigen. 
Der bestimmte Tag Brach an, und die lichte Morgenröte erglänzte 
mit der aufgehenden Sonne. Aber anstatt der Freunde kamen Feinde 
herbei, und eine große Menge von Heiden stürmte mit geschwungenen 
Waffen, mit Speeren und Schilden in das Lager. Da stürzten sich ihnen 
sofort die aus den Zelten entgegen; überall suchten sie nach Waffen und 
versuchten, die zum heiligen Märtyrertode Bestimmten gegen die Macht 
des wütenden Haufens zu schützen. Der Mann Gottes jedoch berief 
*) Einheimische Große, Theobald und Heden, die unter fränkischer Ober¬ 
herrschaft regierten, hatten das Christentum bereits mit Gewalt einführen 
wollen, den Versuch aber mit ihrem Leben bezahlen müssen. 
3) Ohrdruf, Hrz- Koburg-Gotha. 
S) Bei dem heutigen Dokkum an der Borne. 
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