Full text: Johann Vasmer von Bremen (4)

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Walde mich überfällst? Weißt Du nicht, daß es ein toll¬ 
kühnes Unterfangen ist, welches Dir leicht hätte das Leben 
kosten können?" „Was gilt mir mein Leben, wenn ich 
kein Recht erlangen kann?" erwiderte Heinrich bitter; 
„Kaiserliche Majestät, ich bin derselbe Mann, der schon 
einmal vor Euch kniete, um Euch anzuflehen, die Unschuld 
meines Vaters an den Tag zu bringen. Ich bin Heinrich 
Vasmer, der Sohn des unschuldig hingerichteten Bürger¬ 
meisters Johann Vasmer von Bremen. Noch einmal 
flehe ich Euch an, helft mir, zu meinem Rechte zu ge¬ 
langen!" „Dein Recht ist Dir geworden", antwortete 
der Kaiser; „hast Du nicht am Reichsgerichte in Nürnberg 
ein obsiegendes Erkenntnis erstritten? habe ich nicht Deine 
Vaterstadt mit Acht und Oberacht belegt, und ist mir 
nicht nachher gemeldet worden, daß Deine Ansprüche be¬ 
friedigt seien? Woher denn nun dieser Widerspruch? 
Bin ich etwa falsch berichtet worden?" „Ihr seid falsch 
berichtet, Majestät", entgegnete Heinrich kühn; „nichts, 
gar nichts ist geschehen, die Ehre meines Vaters wieder 
herzustellen, kein Schwären ist mir von meinem Vermögen 
zurückgegeben worden, keine Hand hat sich bewegt, um 
den Rat zu zwingen, mir Genugthuung zu geben. Ver¬ 
gebens habe ich darauf versucht, in Basel und in Wien 
zu Euch zu dringen, um Euch anzuflehen, mir abermals 
Euren mächtigen Arm zu leihen; überall bin ich abge¬ 
wiesen worden, und man sagte mir, daß Ihr mir zürnet. 
Mir blieb kein anderer Weg, zu Euch zu gelangen, als 
der, daß ich Euch hier im Walde wie ein Räuber übersiel. 
Verdiene ich dafür Strafe, so strafet mich; aber noch 
einmal bitte ich Euch um Gerechtigkeit!" 
Mit lauter Stimme hatte Heinrich diese Worte ge¬ 
sprochen; als er aber geendet hatte, da flammte helle 
Zornesröte im Gesichte des Kaisers auf. „Was fagst 
Du, junger Mann", rief er laut, „so werden also meine 
Befehle mißachtet im Reiche? So wird das Recht mit 
Füßen getreten in meinem Lande? So hindert meine 
Umgebung einen meiner freien Bürger, zu mir zu 
kommen, um mir seine Klage zu unterbreiten?" Sofort
	        
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