Full text: Johann Vasmer von Bremen (4)

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gewinnen, was sein war. Erreichte er dieses, so wollte 
er selbst seinen Feinden verzeihen. 
Zuerst wandte er sich nach Nürnberg; dort ließ er 
von dem kaiserlichen Achtsbrief eine Menge beglaubigter 
Abschriften herstellen und sandte dieselben durch besondere 
Boten an die Fürsten und Städte, denen der Auftrag 
gegeben war, die Acht zu vollstrecken. Als er dieses 
gethan hatte, wandte er sich nach Hamburg, wo, wie er 
wohl wußte, eine große Anzahl bremischer Bürger sich 
aufhielt. Gestützt auf den Befehl des Kaisers verlangte 
er von dem Rate der Stadt Hamburg, daß alle Bremer 
gefangen gesetzt würden, um ihm als Geiseln gegen seine 
Vaterstadt zu dienen, und der Rat, eingeschüchtert durch 
den kaiserlichen Brief, wagte nicht, diese Forderung ab¬ 
zuschlagen. Auf gleiche Weise verfuhr Heinrich in den 
andern Städten; überall wurden die dort sich aufhaltenden 
Bremer eingekerkert und ihres Eigentums verlustig. 
Gleichzeitig aber wurde überall gerüstet, um mit Heeres¬ 
macht gegen die geächtete Stadt zu rücken. _ Da endlich 
begann der Rat einzusehen, daß es klug sei, mit dem 
tapfern Sohne des gemordeten Bürgermeisters in Unter¬ 
handlungen zu treten, ehe die Heere der Achtsvollstrecker 
vor den Thoren angelangt seien; denn einer solchen Macht 
fühlte sich die Stadt nicht gewachsen. Deshalb wurden 
zwei Mitglieder des Rates zu Heinrich Vasmer nach 
Hamburg geschickt, um ihn zu bitten, Gnade zu üben 
gegen seine Vaterstadt. Sie versprachen ihm völlige Ge¬ 
nugthuung; nicht allein wollten sie ihm sein ganzes väter¬ 
liches Vermögen bis auf den letzten Heller zurückgeben, 
sein zerstörtes väterliches Hans wieder bauen, ihm alle 
seine vielen Kosten und Auslagen ersetzen, sondern auch 
seinem Vater ein ehrendes Denkmal errichten für ewige 
Zeiten. Ja, sie wollten noch mehr thun; einen eigenen 
Altar wollten sie ausstellen in der Sankt Ansgarikirche, 
und an demselben eine ewige Seelenmesse mit ewig 
brennenden Kerzen stiften, zur Sühne dafür, daß sie einst 
dem Gemordeten die Seelenmesse versagt hatten. Mit 
dieser Genugthuung erklärte sich Heinrich befriedigt, und
	        
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