Full text: Johann Vasmer von Bremen (4)

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vornehmen Geschlechtern hält; denn er gehört ja selber 
zu ihnen. Der Duckel ist sein Schwager, und auch viele 
andere der Ausgewiesenen sind ihm verwandt und be¬ 
freundet. Und den Hochmut der Geschlechter taun er 
ebenfalls nicht verleugnen! Wie tief mußten wir uns vor 
ihm bücken, wenn er uns auf der Straße begegnete; wie 
von oben herab behandelte er uns, wenn er sich einmal 
herabließ, mit uns zu sprechen. Das wollen wir uns 
nicht länger gefallen lassen; wir wollen auch Herren sein, 
wir wollen auch in den Rat gewählt werden. Warum 
sitzt ein Mann, wie Barthold, nicht schon längst auf dem 
Rathause? Zu solchen Männern, die aus unserer Mitte 
hervorgegangen sind, können wir allein Vertrauen haben. 
Aber so lange Vasmer im Regiments sitzt, ist daran nicht 
zu denken; er wird es nicht dulden, daß neben ihm ein 
Mann aus dem verachteten Handwerkerstände sitzt. Darum 
fort mit ihm, damit auch wir einmal zur Regierung 
kommen, nachdem wir so lange die gehorsamen Diener 
der Patrizier gewesen sind!" 
Ein eigentümliches Lächeln spielte bei diesen Worten 
Grumme's um die Mundwinkel Bartholds; dann erwi¬ 
derte er: „Gevatter Grumme, jetzt habt Ihr den wahren 
Grund angegeben, warum Ihr den Vasmer gern los 
wäret. Ihr sehnt Euch nach einem Sitz auf dem Rat- 
hanfe, und, bei Gott, den gönne ich Euch von Herzen. 
Ihr würdet dann am ersten es inne werden, daß es viel 
leichter ist, über eine Regierung zu lästern, als selbst zu 
regieren. Ich für meine Person danke für diese Ehre. 
Meine Meinung ist, daß der Handwerker in seine Werk¬ 
statt gehört; hält er dort und in seinem Hause auf Zucht 
und Ordnung unter seinem Gesinde, so thut er genug. 
Was soll aus dem ehrsamen Handwerk werden, wenn die 
Meister ihre Zeit in Versammlungen und Sitzungen hin¬ 
bringen müssen? Nein, nein, Gevatter, werdet Ihr 
immerhin Ratsherr, wenn Euer Wissen, Eure Zeit und 
Euer Geldbeutel es erlauben; ich bleibe der Tonnenmacher 
Barthold, und stehe mich, glaube ich, dabei am besten. 
Und was Ihr sonst von dem Vasmer sagt, das ist doch
	        
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