Full text: Johann Vasmer von Bremen (4)

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die Aussicht, sein Ziel zu erreichen, ferner liegt als je¬ 
mals; und seht, da habe ich mir gedacht, es sei klng 
und weise, den Rat, der jetzt die Macht hat, nicht durch 
Widerspruch zu erzürnen". „Daran habt Ihr wohl 
gethan", erwiderte Grumme; „was nützt es auch, für 
eine verlorene Sache sich erwärmen? uud verloren ist die 
Sache Vasmers, das ist gewiß!" „Meint Ihr?" fragte 
Barthold mit einem lauernden Seitenblick auf Grumme; 
„was denkt Ihr denn, daß der Rat mit ihm thun wird?" 
„Mit ihm thun wird?" eutgeguete der Fleischer, indem 
er mit kräftigem Hieb sein Beil in den eichenen Fleisch¬ 
block schlug, „nun, da ist nur ein Weg offen. Basmer 
wird als Hochverräter zum Schwert verurteilt werden; 
so erfordert es das Recht". „Ja, das Recht", bestätigte 
Barthold, bedeutungsvoll mit dem Kopfe nickend: „uud 
auch Ihr meint, daß dem Vasmer fein Recht werden 
soll? Seht, dafür bin ich auch, ich bin von jeher des 
Rechtes Freuud gewesen. Doch meine ich, man soll nichts 
übereilen; ein so schweres Urteil will wohl überlegt sein. 
Ihr habt ja Fühlung mit den Herren vom Rat, Grumme; 
habt Ihr nicht gehört, wann das Blutgericht gehegt 
werden soll?" „Da könnt Ihr ohne Sorgen sein", ant¬ 
wortete der Fleischer; „übereilt wird nichts. Die beiden 
hohen Zeiten Pfingsten und Fronleichnam sollen erst vor¬ 
über sein, ehe Vasmer vor Gericht gestellt wird; bis da¬ 
hin hat der Rat Zeit, alles zu sammeln, was gegen ihn 
zeugt. Mich will es freilich bedünkeu, als wenn die 
Frist zu lauge währte; denn auch seine Freunde werden 
die Zeit ausnutzen". „Das werden sie freilich", sagte 
Barthold, indem er sich zum Gehen wandte; „aber was 
können sie ausrichten? Ihre Zahl wird kleiner werden 
mit jedem Tage. Doch nun lebet wohl, Gevatter, unb 
noch einmal, nichts für ungut!" Mit biefen Worten eilte 
er bavon, unb Grumme blickte ihm zufrieben lächelnd» nach. 
Bartholb war ebenfalls zufrieben mit bem Ergebnis 
feiner Unterrebnng mit Grumme; er wußte, balb war es 
nicht nur ber ganzen Knochenhanergewerkfchaft, fonbern 
auch ben übrigen Zünften bekannt, baß er sich zn ben
	        
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