Full text: Die Wiedertäufer in Münster (5)

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gen Heskamp, reichte ihm ein Rolle und sagte: „Das 
nehmt mit in Eure Heimat als Andenken an den heu¬ 
tigen Abend; und wenn die Wiedertäufer auch an Euch 
wollen, so sei es Euch eine Mahnung, treu zu bleiben 
dem Evangelium." Hermann nahm die Rolle, öffnete sie 
und erblickte mit lebhafter Freude das Bild, welches er 
in der Herberge am Wege dem vermeintlichen Bilder¬ 
krämer abhandeln gewollt. Er drückte Cranach die Hand 
und sagte: „Herzinnigen Dank für Eure Gabe, lieber 
Meister. Zwar bedurfte es derselben nicht, um mich zu 
erinnern an alles das, was ich in dieser kurzen Zeit 
bei Euch gesehen und gehört, denn das wird mir unverge߬ 
lich sein; noch weniger bedurfte es derselben, um mich 
zur Treue zu mahnen. Aber ich nehme Euer Geschenk 
an als einen Beweis, daß Ihr mir wohl wollet und 
meine Unbedachtsamkeit mir nicht nachtraget, und meiner 
Mutter und meiner Schwester wird es die liebste Gabe 
sein, die ich ihnen heimbringe von unserer Reise." 
Da am andern Morgen Peter und Hermann Hes¬ 
kamp abreisen wollten und auch Werner Brandt sich ihnen 
anschließen sollte, so redete Luther noch einige herzliche 
Worte an sie, als sie ihm nun die Hand zum Abschiede 
reichten. „Ziehet hin in Frieden," sprach er; „möge 
Gott alles zum Guten lenken und den Teufel nicht zum 
Siege gelangen lassen. Seht, ich sende Euch wie die 
Schafe mitten unter die Wölfe; bleibet aber treu Eurem 
Glauben, so werden die Pfeile der Bösewichter abprallen 
von Euch und Euch nicht zu schaden vermögen. Und 
nun reiset mit Gott und gedenket meiner, wie ich stets 
Eurer gedenken werde in meinen Gebeten." 
Es war spät, als Peter und Hermann Heskamp 
ihre Herberge erreichten. Aber sie schliefen fröhlich ein; 
der Abend im Hause des Gottesmannes war ihnen ein 
Lichtstrahl gewesen in dem Dunkel ihrer Befürchtungen, 
sie fühlten sich gestärkt in ihrem Glauben und mutig, 
einen Kampf, falls ihnen ein solcher sollte geboten werden, 
aufzunehmen. 
In der Studierstube Luthers aber brannte noch lange 
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