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gen Heskamp, reichte ihm ein Rolle und sagte: „Das
nehmt mit in Eure Heimat als Andenken an den heu¬
tigen Abend; und wenn die Wiedertäufer auch an Euch
wollen, so sei es Euch eine Mahnung, treu zu bleiben
dem Evangelium." Hermann nahm die Rolle, öffnete sie
und erblickte mit lebhafter Freude das Bild, welches er
in der Herberge am Wege dem vermeintlichen Bilder¬
krämer abhandeln gewollt. Er drückte Cranach die Hand
und sagte: „Herzinnigen Dank für Eure Gabe, lieber
Meister. Zwar bedurfte es derselben nicht, um mich zu
erinnern an alles das, was ich in dieser kurzen Zeit
bei Euch gesehen und gehört, denn das wird mir unverge߬
lich sein; noch weniger bedurfte es derselben, um mich
zur Treue zu mahnen. Aber ich nehme Euer Geschenk
an als einen Beweis, daß Ihr mir wohl wollet und
meine Unbedachtsamkeit mir nicht nachtraget, und meiner
Mutter und meiner Schwester wird es die liebste Gabe
sein, die ich ihnen heimbringe von unserer Reise."
Da am andern Morgen Peter und Hermann Hes¬
kamp abreisen wollten und auch Werner Brandt sich ihnen
anschließen sollte, so redete Luther noch einige herzliche
Worte an sie, als sie ihm nun die Hand zum Abschiede
reichten. „Ziehet hin in Frieden," sprach er; „möge
Gott alles zum Guten lenken und den Teufel nicht zum
Siege gelangen lassen. Seht, ich sende Euch wie die
Schafe mitten unter die Wölfe; bleibet aber treu Eurem
Glauben, so werden die Pfeile der Bösewichter abprallen
von Euch und Euch nicht zu schaden vermögen. Und
nun reiset mit Gott und gedenket meiner, wie ich stets
Eurer gedenken werde in meinen Gebeten."
Es war spät, als Peter und Hermann Heskamp
ihre Herberge erreichten. Aber sie schliefen fröhlich ein;
der Abend im Hause des Gottesmannes war ihnen ein
Lichtstrahl gewesen in dem Dunkel ihrer Befürchtungen,
sie fühlten sich gestärkt in ihrem Glauben und mutig,
einen Kampf, falls ihnen ein solcher sollte geboten werden,
aufzunehmen.
In der Studierstube Luthers aber brannte noch lange
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