Full text: Der schwarze Herzog (7)

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die Mumme, das berühmte Braunschweiger Bier, gebraut 
und verzapft, und allabendlich Pflegte sich hier eine heitere 
Gesellschaft zu versammeln. Halb widerstrebend folgte 
May; als sie aber beim Bier saßen, da dauerte es nicht 
lange, und er hatte alles erzählt, was vorgefallen war. 
Aufmerksam hörte der Freund ihm zu; daun aber sagte 
er: „Höre, Louis, ich glaube, die Sache hat einen Haken. 
Du hast es mir nicht glauben wollen, aber ich bleibe 
dabei, der Alte hat etwas anderes mit seinem Töchterlein 
im Sinne, und da warst Du ihm im Wege. Jetzt ist er 
Dich mit guter Art losgeworden, er hat freie Hand und 
hat sich außerdem noch den Anschein eines Patrioten ge¬ 
geben. Ja, ich kenne den alten Fuchs!" „Was willst 
Du damit sagen?" brauste May auf. „Glaubst Du 
vielleicht, daß er einen andern Freier für sein Mädchen 
im Auge hat?" Der andere lachte. „Ich habe Dich für 
klüger gehalten, Louis", sagte er. „Bist Du denn blind, 
daß Du es nicht längst gemerkt hast, wo der Stäffe hinaus 
will? Nun, so will ich Dir den Star stechen. Es ist 
ja bekannt, daß er sein ganzes Vermögen der Marie 
vermacht hat; aber seine Verwandten sollen darüber sehr 
unzufrieden sein. Nun will er seinen Fehler wieder gut 
machen, und deshalb wünscht er, daß Marie den Peter 
Bruhns aus Broitzem, seinen Schwestersohn, heiraten soll. 
Sieh, das ist das ganze Geheimnis. Was aber der Alte 
will, das setzt er durch, und deshalb ergieb Dich nur in 
Dein Schicksal, die Marie ist für Dich verloren". 
Das reichlich genoffene schwere Bier und die fast 
höhnisch klingenden Worte des Freundes vermehrten noch 
die Aufregung, die bereits in Ludwig May gärte. Er 
schlug dröhnend mit der Faust auf den schweren Eichen¬ 
tisch und rief: „Gott soll mich verdammen, wenn ich ein 
Wort von dem gewußt habe, was Du mir sagst. Aber 
wart, ich will es dem Stäffe und seinem Anhang an¬ 
streichen, daß sie mir das Mädchen abspenstig gemacht. 
Es bietet sich wohl mal eine Gelegenheit, wo ich es ihnen 
zeigen kann, daß es nicht gut ist, mich zum Feinde zu 
haben. Das soll von nun an mein einziger Gedanke sein, 
Siemann, Der schwarze Herzog. 2
	        
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