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dürftigen Ausschmückung der Wohnungen, besonders in
denjenigen Straßen, welche die Königin bei ihrem Be¬
suche voraussichtlich berührte.
Auch Ludwig May wankte, unterstützt von seinem
Freunde, seiner Wohnung zu. In den Jubel der Be¬
völkerung vermochte er nicht mit einzustimmen, und es
bedurfte der ganzen Ueberredungsknnst seines Begleiters,
um ihn vor unvorsichtigen Aeußerungen, die ihm leicht eine
Tracht Prügel hätten eintragen können, zurückzuhalten.
In seinem Mansardenstübchen warf er sich angekleidet auf
sein Bett, und während die getreue Bürgerschaft der Stadt
alles für den würdigen Empfang des hohen königlichen
Gastes vorbereitete, sank er in einen bleiernen Schlaf, aus
dem er erst, als am andern Morgen die Sonne hoch am
Himmel stand, mit wüstem Kops erwachte.
Drittes Kapitel.
Vor dem Sturme.
Karl Wilhelm Ferdinand, Herzog von Brannschweig-
Lüneburg, war damals bereits 72 Jahre alt; aber ob¬
gleich an Jahren ein Greis, besaß er doch noch die Kraft
und das Feuer eines Jünglings. Schon frühzeitig war
er in preußische Kriegsdienste getreten und er hatte im
Laufe der Jahre die höchste militärische Staffel erstiegen,
er war General-Feldmarschall und Oberbefehlshaber der
ganzen preußischen Kriegsmacht geworden. Seine ersten
Kriegsthaten fielen noch in die Zeit des großen Friedrich,
wo er unter den Augen seines Oheims, des Herzogs
Ferdinand, des Freundes und Waffengefährten des großen
Königs, sich die ersten Lorbeeren verdienen durfte. Später
hatte er ein verbündetes preußisch-österreichisches Heer
nach Frankreich geführt; doch war dieser Zug nicht vom
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