Humanismus und Renaissance. 13
Werk sind die Vier Temperamente, versinnbildlicht in den vier Aposteln Johannes
und Petrus, Paulus und Markus (auf zwei schmale Tafeln gemalt, jetzt in der
Münchener Pinakothek). Bekannt ist noch des Künstlers Selbstbildnis (ebenfalls
in München). Vollendete Meisterschaft bewies Dürer auf dem Gebiete des Holz¬
schnittes und des Kupferstiches. So schildert er im „Marienleben" (Holzschnitt¬
folge) die Madonna als Jdealtypus einer gemütvollen deutschen Hausfrau, in
der „Offenbarung St. Johannis" die sog. apokalyptischen Reiter (Krieg, Pest,
Teuerung, Tod) und in der „Großen Passion" das Leiden und Sterben des Hei¬
landes. Von Dürers Kupferstichen sind am bekanntesten „Ritter, Tod und Teufel"
und „Hieronymus im Gehäus". Der erste zeigt uns einen Ritter, der, unbekümmert
um Tod und Teufel, trotzig seine Straße zieht, der zweite einen frommen Ge¬
lehrten bei der füllen Arbeit im Frieden seines Gemaches.
Teils in Basel teils in England lebte der aus Augsburg stammende Maler
Hans Holbeiu d. I.1). Seine hervorragendste Schöpfung ist die Madonna f 1548
des Bürgermeisters Meyer (Original in Darmstadt, Kopie in Dresden); sie
stellt die Muttergottes dar, vor der die Familie des genannten Bürgermeisters
(von Basel) anbetend kniet. Zur größten Meisterschaft brachte es Holbein auf dem
Gebiete der Porträtkunst (Bildnisse König Heinrichs VIII. von England und seiner
Gattinnen). Am volkstümlichsten wurde sein Holzschnittwerk „Der Totentanz",
bestehend aus 45 Bildern, in denen der Künstler veranschaulicht, wie der unerbitt¬
liche Tod niemanden verschont. Von fränkischer Abstammung war noch der kur¬
sächsische Hofmaler Lukas K r a n a ch (aus Kronach), der u. a. die Porträtbilder f 1553
der Reformatoren schuf. — Alle Zeitgenossen deutscher Zunge aber übertraf
an Farbenwirkung Matthias Grünewald aus Aschaffenburg, der in der11525
Ausführung des Helldunkels dem Italiener Correggio vergleichbar ist. Berühmt
sind vor allem der sog. Jsenheimer Altar (Auferstehungsbild; jetzt in Kolmar),
die Verspottung Christi (in München) und die Kreuzschleppung (in Karlsruhe).
Lebensvolle Darstellung verrät auch die „Disputation der Heiligen Mauritius
und Erasmus".
A. Das Zeitalter der Reformation, der Gegen¬
reformation und der großen Religionskämpfe.
Übersicht.
Während die religiösen Bewegungen des Mittelalters die kirchliche
Einheit des Abendlandes nicht ernstlich gefährdet hatten, führte die zu
Anfang des 16. Jahrhunderts von Deutschland ausgehende Reforma¬
tion eine Spaltung der abendländischen Christenheit herbei. Ver¬
gebens suchte Rom durch die Gegenreformation die Einheit
wiederherzustellen. Neben diesem religiösen Zwiespalt bildete sich ein
politischer, nämlich der Gegensatz zwischen der habsburgischen Welt¬
macht und Frankreich: Habsburg hatte das größte deutsche Landesfürsten-
x) So benannt zur Unterscheidung von seinem gleichnamigen Vater (ebenfalls Maler).