Full text: Bismarcks Reden und Briefe in Auswahl (Nr. 45)

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lesen hatte, viel Schmeichelhaftes über meine Gewandt¬ 
heit im Arbeiten und läßt mich unter seiner eigenen 
Leitung, in Vertretung eines kranken Assessors, selbständig 
arbeiten. Das ist recht gut; aber wenn ich mich im Sofa 
zurücklege, so kann ich beide Arme bis zur Schulter¬ 
höhe auf Aktenhaufen ruhen lassen. 
In Potsdam trat B. 1838 als Einjährig-Freiwilliger in 
das Gardejägerbataillon ein; nach einem halben Jahre ging 
er nach Greifswald, um in dem nahen Eldena zugleich land¬ 
wirtschaftliche Studien treiben zu können. 
2. Aus dem Briefe an den Vater. 
29. September 1838. 
.... Daß mir von Hause aus die Natur der Ge¬ 
schäfte und der dienstlichen Stellung unserer Staatsdiener 
nicht zusagt, daß ich es nicht unbedingt für ein Glück 
halte, Beamter und selbst Minister zu sein, daß es mir 
ebenso respektabel und unter Umständen nützlicher zu sein 
scheint, Korn zu bauen als administrative Verfügungen 
zu schreiben, daß mein Ehrgeiz mehr danach strebt, nicht 
zu gehorchen, als zu befehlen, das sind facta, für die 
ich außer meinem Geschmack keine Ursache anzuführen 
weiß, indessen, dem ist so. Von allen Gründen, welche 
mich hätten veranlassen können, diese Abneigung zu be¬ 
kämpfen, wäre wohl der würdigste gewesen der Wunsch, 
umfassender auf das Wohl meiner Mitbürger zu wirken, 
als es einem Privatmann möglich ist. Abgesehen da¬ 
von, ob ich wirklich edel genug denke, um meine Kräfte 
mehr auf die Beförderung des Wohls anderer als auf 
die des eigenen zu verwenden, bin ich, selbst bei der 
unbescheidensten Meinung von meinen Fähigkeiten, der 
Ansicht, daß es für das Wohlergehen der Einwohner von 
Preußen keinen Unterschied machen würde, ob ich oder ein 
anderer von den vielen tüchtigen Leuten, die dieses Ziel 
erstreben, der Regierung einer Provinz angehöre oder 
vorstehe. Die Wirksamkeit des einzelnen Beamten bei
	        
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