Full text: Bismarcks Reden und Briefe in Auswahl (Nr. 45)

nach Berlin; wir haben hier mindestens 3 Zivil- und 
2 Militärdiplomaten nebeneinander. Über meinen Chef 
mag ich mich schriftlich nicht äußern; wenn ich hier selbst¬ 
ständig werden sollte, so werde ich mein Feld von Unkraut 
säubern oder urplötzlich wieder nach Hause gehen. 
Glauben Sie an Festigkeit unserer inneren Politik 
auf ihren neuen Wegen? Aus Ihren Artikeln spricht 
kein volles Vertrauen. . . Mir ist noch nicht zumute, 
als ob ich hier lange bleiben würde; ich fühle mich hier 
ziemlich ad acta gelegt und meiner Freiheit ohne Zweck 
beraubt, wenn es nicht sehr bald anders wird. 
Die orientalische Frage sah S.1) nur vom preußischen 
Standpunkte aus an. ‘Unsere Politik hat keinen anderen Exer¬ 
zierplatz als Deutschland, schrieb er (Dezember 1853) und wollte 
sein Preußen, ‘die schmucke, seefeste Fregatte', nicht 'an das 
wurmstichige alte Orlogschiss von Österreich' gekoppelt sehen. 
9. Brief an den Minister von Mantenffel. 
16. März 1854. 
Es ist ein in Deutschland von Österreich jederzeit 
und von Frankreich neuerdings mit vielem Erfolg be¬ 
nutztes Mittel, solche Vertreter anderer Staaten, 
welche die Förderung österreichischer Interessen nid)t hin¬ 
länglich mit Dein Dienst ihres eigenen Herrn zu ver¬ 
binden wissen, persönlich einzuschüchtern, wenn sie 
nid)t gewonnen werden können. Unter meinen Kollegen 
am Bunde ist wohl keiner, der nicht davon zu erzählen 
wüßte, und die Resultate sind allerdings für Österreich 
sehr ersprießlich gewesen. Ein Wink des Präsidialgesandten 
nach Wien reicht hin, um über einen mißliebigen Kollegen 
eine energische und ohne wählerische Prüfung der Mittel 
geführte Beschwerde des Wiener Kabinetts bei dem be¬ 
treffenden Hofe anhängig zu machen. In den meisten 
*) Vgl. die Anmerkung S. 26.
	        
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