Full text: Bismarcks Reden und Briefe in Auswahl (Nr. 45)

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von Staats wegen geschieht, hinderlich sein; — das min¬ 
dert die Unzufriedenheit, und Unzufriedenheit brauchen 
sie. Also das war natürlich vorauszusehen, daß sie da¬ 
gegen stimmen würden. 
Ich habe mich auch darüber nicht gewundert, daß 
die Herren von der freisinnigen Partei dagegen stimmen. 
Ich habe in dem Vierteljahrhundert und mehr, daß ich 
an dieser Stelle bin, noch nie von diesen Herren eine 
Zustimmung für irgend etwas gehabt (Oho! links), wenn ich 
allein vielleicht ausnehme vor Jahr und Tag die letzte 
Zustimmung zur letzten Hand, die an unsere Wehrver¬ 
fassung gelegt wurde1). Ob Sie da aus Liebe zum Reich 
und in Minderung Ihrer Abneigung gegen meine Person 
gestimmt haben, oder in der fraktionsmäßigen Notlage 
Ihre Zustimmung oder Ihr Schweigen haben geschehen 
lassen (Rufe links: Pfui!). — Meine Herren, von „Pfui" ist 
da nicht die Rede, — erlauben Sie, daß ich da ganz 
offen rede; wer mir „Pfui" sagt, den nenne ich un¬ 
verschämt (Bravo! rechts)! Ich will den Herrn gar nicht fragen 
— —^ Sie mögen die Wahrheit nicht hören; ich bin 
aber hier, um Ihnen die Wahrheit zu sagen; insultieren 
lasse ich mich nicht, dann insultiere ich wieder (Bravo! rechts). 
„Pfui" — ich weiß nicht, worauf sich das bezog; ich 
kann deshalb darauf nicht erwidern. Ich betrachte es 
als einen allgemeinen Ausdruck des Haffes, dessen Gegen¬ 
stand ich seit Jahren hier an dieser Stelle für die Herren, 
welche dort (links) fitzen, gewesen bin. Als Christ kann ich 
das hinnehmen, aber als Kanzler, solange ich hier stehe, 
kämpfe ich dagegen und laffe mir dergleichen nicht sagen, 
ohne darauf zu reagieren. 
Kennen Sie außer Ihrer teils schweigenden, teils aus¬ 
drücklichen Zustimmung zu unseren Wehrvorlagen irgend 
eine organische Bestimmung, von der Reichsverfassung 
angefangen bis an die heutige Vorlage, bei der die frei- 
*) S. Nr. 42 dieser Auswahl.
	        
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