6 4. Heinrichs IV. Lösung vom Banne
Statthalter die gehörige Genugtuung ohne Zögern erweiset und daß alle,
die sich durch seinen Bann gefesselt wissen, von dem Herrn Papst Gregor
selbst, wie es sich gehört, losgesprochen zu werden trachten.
4. Heinrichs IV. Lösung vom Banne.
Brief Gregors VII. an die deutschen prften. 28. )an. 1077?
Gregor, Bischof, Knecht der Knechte (Bottes, allen Erzbischöfen,
Bischöfen, herzögen, Grafen und den anderen Fürsten des teutonischen Rei¬
ches, die den christlichen Glauben verteidigen, heil und apostolischen Segen.
Weil ihr aus Liebe zur Gerechtigkeit in dem Kampfe des christlichen
Kriegsdienstes gemeinsame Sache mit Uns gemacht und die Gefahr geteilt
habt, so haben wir Eurer Liebe (dilectioni) mit aufrichtiger Huld kund.
tun lassen, wie der König, nachdem er sich demütig zur Buße entschlossen,
Lossprechung und Verzeihung erlangt hat, und auf welche weise die ganze
Sache seit feinem (Eintritt in Italien bis hierher sich abgespielt hat.
So wie es mit den Gesandten, die von (Eurer Seite an Uns geschickt
worden sind, festgesetzt worden war, tarnen wir nach Langobardien unge¬
fähr zwanzig Tage vor dem Termin, an welchem einer der Geleitsleute
Uns bei den Klausen (im (Etschtal) entgegenkommen sollte, die Hnfunft
jener erwartend, damit wir auf jene Seite hinübergehen könnten. Rber da
Uns, nachdem der Termin bereits verstrichen war, gemeldet wurde, daß zu
dieser Zeit wegen vieler Schwierigkeiten — was wir gerne glauben —
Uns kein Geleit entgegengesandt werden könne, und wir sonst keine Mög¬
lichkeit hatten, zu (Euch hinüberzukommen, so wurden wir von nicht ge¬
ringer Sorge umfangen, was wir nun eigentlich tun sollten. Inzwischen
erhielten wir gewisse Nachricht, daß der König komme. Dieser schickte, schon
ehe er Italien betrat, Boten mit demütiger Bitte an Uns voraus, erbot
sich, Gott und dem heiligen Petrus und Uns volle Genugtuung zu leisten,
und versprach zur Besserung seines Lebens wieder allen Gehorsam zu wahren,
wenn er nur bei Uns die Gnade der Lossprechung und des apostolischen
Segens zu erlangen verdienen möchte, während wir nun dies durch viele
Verhandlungen hinausschoben2 und ihm wegen seiner Ausschreitungen durch
alle Boten, die hin und her gingen, heftige vorwürfe machen ließen, kam
er endlich selbst ohne jedes feindliche oder unbesonnene Gebaren mit weni¬
gen Begleitern zu der Stadt Tanusium, in der wir Uns aufhielten. Und
indem er dort drei Tage lang vor dem Tore der Burg nach Rblegung aller
königlichen Tracht, in erbarmungswürdigem Hufzuge, nämlich ohne Schuhe
und mit Wollkleidern angetan, aushielt, hörte er nicht eher auf, mit vielem
1 3affe II 256 ff.
s Der Papst legt also selbst Wert darauf, zu zeigen, daß er den König
nur ungern vom Banne gelöst hat.