Full text: Die Freiheitskriege (H. 72)

6. Soldat und Diplomat. 7. Rückgabe der geraubten Runstschätze 27 
lief), ein abscheuliches System durch einen Schlag zermalmt, einen ver¬ 
wegenen Tyrannen gestürzt, die feindliche Hauptstadt zu unsern Füjjen. 
Dieser köstliche Trank hat aber einen bitteren Nachgeschmack, wir 
müssen dessen Hefe ebenfalls trinken. Das ist sehr unangenehm. 
Der Soldat hat das Seinige getan, nun aber tritt ihm der Diplomat 
in den weg und sagt ihm: Freund, öu bist ein plumper Geselle, du 
wußtest die Leute nicht zu behandeln. Die sind weit wohlgezogener wie 
du und wollen in zierlichen Phrasen angeredet sein. Du vermagst nur 
mit Kanonen zu reden, halt also das ITTaul. wir wollen wohl für dich 
sorgen, daß öu nicht mehr so zerlumpt einhergehst und einen Zehr- 
pfennig sollst du vielleicht auch haben, wenn es uns gelingt, die Leute 
dazu zu bereden, öajz sie gutwillig etwas geben. Aber dränge dich nicht 
ins Haus, sondern warte fein draußen, bis man dir zum Fenster etwas 
hinausreicht, wenn wir dich nötig haben, werden wir dich wohl rufen, 
jetzt beöürfen wir öeiner nicht. . 
7. Über die Rückgabe der geraubten ttunstschätze? 
Diesmal rouröe in Paris besser aufgeräumt als im Jahre 1814. 
Rus einer unerklärlichen Galanterie hatte man öamals alle geraubten 
Kunstwerke in Paris gelassen: öie politischen (Erfolge, öie man erreicht, 
waren so groß, öaß öie geringen Folgerungen öer Gerechtigkeit davor 
in Öen hintergrunö traten. Man schrieb öiese unerlaubte Nachsicht öem 
Kaiser von Rußlanö zur Last, öer freilich nichts zurückzuforöern hatte, 
ja sogar 40 Kisten mit Öen aus Kassel geraubten Gemälöen an sich 
brachte unö nach Petersburg führte, wo öie Bilöer trotz, aller Rekla¬ 
mationen noch immer in öer kaiserlichen Galerie sich befinöen. jetzt 
verwanöte sich Wellington für öie Niederländer, der Kaiser Franz for¬ 
derte die aus Florenz, Mailand, Venedig geraubten Stücke, der Papst 
Pius VII. und die Spanier blieben auch nicht zurück. So ward der Raub 
vieler Jahre den rechtmäßigen Herren zurückgestellt. Den Franzosen 
wollte es anfangs durchaus nicht einleuchten, daß -gewaltsam weggeführte 
Kunstwerke nicht als wohlerworbenes (Eigentum gelten können. Sie 
sträubten sich so lange, als es irgend anging. Der greise Denon, Napo¬ 
leons Begleiter in Ägypten, Direktor der Pariser Sammlungen, ein 
feiner Kenner in allen Kunstfächern, war bei Wegführung der Kunst¬ 
werke aus den eroberten Ländern besonders tätig gewesen. Unter an¬ 
deren hatte er im Jahre 1806 die Berliner Kunstkammer und das Münz¬ 
kabinett geplündert; man kann sich also wohl denken, daß die Preußen 
nicht gut auf ihn zu sprechen waren. (Er erhob bei der verlangten Rück¬ 
gabe die größten Schwierigkeiten. Anfangs wollte er die Sache bloß 
1 Gustav Parthey, Iugenderinnerungen. Handschrift für Freunde von 
(Ernst Friedei, Berlin 1907. 2 Bde. II S. 42 ff. 
fßeorg-Eckert-lnstitut 
für internationale 
Schulbuchforschung 
Braunschweig 
Schulbuchbibliothek
	        
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